Der S30 Touren Schärenkreuzer
Ende der Sechzigerjahre denken schwedische Schärenkreuzer Segler über ein pflegeleichteres und komfortableres Boot nach. Sie mögen ihre eleganten Schärenkreuzer aus Holz und den wunderbaren Segelgenuß. Doch erscheint die Pflege der betagten Schiffe nicht mehr zeitgemäß. Mehr Platz für die Familie bei der allsommerlichen Auszeit in den Schären wäre ebenfalls schön. Ein neuer Bootstyp, der sogenannte Touren Schärenkreuzer, liegt in der Luft.

Siebzigerjahre Kompromiss aus Komfort und Eleganz
Zu bauen aus pflegeleichtem Glasfaser verstärkten Kunststoff und als Serie entsprechend preiswert. Damals versuchen sich mehrere Konstrukteure und Bootsbauer an diesem Thema, einem Siebzigerjahre-Kompromiss aus traditionellen Linien, Tourentauglichkeit und erträglichem Aufwand zur Bootspflege. Der erfolgreichste dieses Bootstyps ist der S30 mit gut 300 gebauten Exemplaren. Als einziges Boot der etwa 12 m langen Touren Schärenkreuzer bietet er Stehhöhe. Es gibt dieses Boot in zwei Versionen. Hier geht es um die erste Variante.
Entwicklung des S30 seit 1970
Der S 30 entsteht auf Anregung von Sven Ejdestam und der Göta Segelsällskap, die beim Schwedischen Seglertag in Malmö 1970 die Entwicklung eines gut segelnden Familienbootes auf der Grundlage der Schärenkreuzervorschriften vorschlagen. Mit einer Spende von Tausend Schwedenkronen bringt der Schwedische Seglerverband die Idee auf den Weg. Knud H. Reimers wird mit dem Entwurf des sogenannten Göta 30 beauftragt. Die angesehene Neglinge-Werft in der Nähe von Stockholm liefert das Modell zum Abnehmen der Formen, welche bei der nahe gelegenen Fisksätra Werft entstehen.

Die familien- und tourentaugliche Schärenkreuzervariante bekommt 15 cm mehr Freibord. Die im Niedergangs- und Pantrybereich gewünschte Stehhöhe bringt Reimers im achtern angehobenen Aufbau unter. Die stufige Kajüte mit größeren hinteren Fenstern ist ein Merkmal Reimersscher Fahrtenboote, etwa des Seekreuzers Bacchant und der größeren S30 Schwestern S40 und Swede 55.
Abweichend vom klassischen Schärenkreuzer und im Unterschied auch zur Tourenschäre vom Typ Lotus gibt Reimers dem S30 mit 2,50 m mehr Breite. Dies kommt dem Platz und Segeltragevermögen zugute. Das Boot hat eine Mittelplicht und auch eine komfortable Achterkajüte. Letztere ist bei Kindern und Gästen beliebt.
Bau bei der Fisksätra Werft
Die Fisksätra Werft hat sich als schwedischer Gfk-Pionier mit Schiffen für die Marine, den Zoll sowie Sportbooten einen Namen gemacht. Bereits 1971 wird der Prototyp getestet. Das Boot wird zunächst mit Welle, später mit dem damals neuen Saildrive 100 S Antrieb von Volvo Penta geliefert. Mit dem separaten Ruder, welches über die ganze Länge von einem Skeg geführt ist, versucht Reimers die Anerkennung seines Entwurfs als Schärenkreuzer zu erlangen. In den damaligen Schärenkreuzervorschriften heißt es, dass das Ruder vorne über seine ganze Länge geführt sein soll. Gemein war mit dieser Führung allerdings der Kiel. Der Skeg wird bald gekürzt.

Bis Baunummer 229 und vermutlich bis 1978 entsteht der S30 in der hier gezeigten ersten Kajütversion.

Knud Reimers hat selbst einen S30 und segelt sein Boot versiert bis ins hohe Alter. Der Bootstyp wird in Skandinavien, Norddeutschland, England, den USA, Australien und am Bodensee gesegelt. Um den deutschlandweiten Vertrieb kümmert sich damals zunächst der Kieler Segler Jürgen Budzyn. Der S30 wird als Liebhaberstück wird von vielen Eignern jahrzehntelang behalten. Oft bleibt er über Generationen in der Familie. Als dauerhaft interessantes Schiff, das eine seglerische Weiterentwicklung zulässt, wird es von manchem Liebhaber mit größeren Binnenriggs und hochwertiger Ausstattung optimiert.
Interessant am S30 ist auch, dass er mit 2,50 m Breite getrailert werden kann. Damit sind dem Segler die schönsten Gewässer Europas , die Ostsee, der Bodensee, Starnberger See, der Chiemsee, Genfer See, die Adria und das Mittelmeer zugänglich. Das wird von manchem S30 Segler genutzt. Man hat ein tourentaugliches und seetüchtiges Schiff für andere Küsten, ohne die hohe Liegegebühr schöner Reviere zahlen zu müssen.
Bootsdaten S30 erste Version
Länge über Alles | 12,50 m |
Wasserlinie | 10 m |
Breite | 2,50 m |
Breite Wasserlinie | 2,04 m |
Tiefgang | 1,47 m |
niedrigste Freibordhöhe | 0,72 m |
Ballast (Blei) | 1,47 t |
Gewicht | 3,6 t |
Mastlänge | 12 m |
Brückendurchfahrtshöhe | 14 m |
nominelle Segelfläche, Großsegel + 85 % Vorsegel ∆ (daher die Typenbezeichnung S30) | 30 m2 |
Am Wind Besegelung (Groß und Fock) | 37,55 m2 |
Großsegel | 22,25 m2 |
Fock | 15,30 m2 |
Sturmfock | 10,65 m2 |
Genua 1 | 27 m2 |
Genua 2 | 21 m2 |
Spinnaker | 56 m2 |
Spinnaker max | 70 m2 |
Höhe im Salon | 1,75 m |
Höhe im Vorschiff | 1,42 m |
Höhe in Achterkajüte | 0,90 m |
zunächst Volvo Penta Zweizylinder MD 6A mit 10 PS (7,35 kW), ab ≈ 1976 MD 7A mit 13 PS (9,56 kW) | |
Antrieb zunächst Welle, ab ≈ 1976 Saildrive 100 S | |
Dieseltank | 20 l |
Frischwassertank | 2 x 25 l |
Die schwedische Klassenvereinigung dokumentiert Baubestimmungen und Moderisierungen, organisiert Regatten und Treffen der S30 Segler. Mehr zum S30 finden Sie auch in der Literaturliste, wo alle Publikationen, Prospekte und Artikel auch zum S30 zusammengestellt sind. 1978 und 79 entstand das Boot in einer überarbeiteten Version mit kantigem Aufbau in 74 Exemplaren.