
Schärenkreuzer: Wohin mit dem Namen?
Der Name, Heimathafen und Klub steht üblicherweise am Heck des Schiffes. Das ist bei modernen Booten mit breitem Achterschiff und entsprechend großem Spiegel kein Thema. Beim filigranen Heck des klassischen Schärenkreuzers ist er so klein, dass man sich etwas einfallen lassen muss.

Die Segler der eleganten, langen Planken kennen dieses Problem seit etwa einem Jahrhundert. Der Münchener Bootsbauer Helmut Fischer brachte ihn bei seinem Neubau des 40er Schärenkreuzers Aphrodite nach historischen Plänen an den Seiten des Kajütaufbau zwischen den Bullaugen an. Wie das erste Foto des Artikels zeigt, nahm er eine altmodische, zu den Messingrahmen passende Schrift.

Die Größe des Spiegels ist beim Schärenkreuzer weniger eine Frage der Bootsgröße, eher der gestalterischen Vorlieben vom Auftraggeber und Konstrukteur des Bootes. Gibt es beim klassischen Schärenkreuzer einen Spiegel, bleibt sogar Platz für die Schrift, soweit kleine Buchstaben genommen werden.

Angesichts der Länge des Schärenkreuzers bietet sich die Bordwand an. So hat es der Fehmaraner Segler Georg Milz bei seinem 40er Schärenkreuzer Aurora gehalten. Und weil bei diesen Antiquitäten wie beim Wein das Alter eine Rolle spielt, steht das Baujahr 1920 darunter. Leider erschwert diese in Skandinavien übliche Variante das gelegentliche Nachlackieren des Bootes.

Deshalb ist der Bootsname beim 75er Schärenkreuzer Gun in erhabenen und abnehmbaren Messingbuchstaben auf der Bordwand angebracht. Da sollten bei Regatten die Bojen nicht zu eng genommen werden und beim Anlegen ist zwischen den Pfählen ebenfalls Vorsicht geboten.
Praktisch ist der schwedische Brauch, den Bootsnamen am Bug anzubringen und das Klassenzeichen nebst Segelnummer dazu. So sehen Interessenten gleich am Steg, um welches Exemplar es sich handelt.

Ist das Boot in einem Schiffsregister eingetragen, muss der Name auch am Bug stehen. Nachdem ich Jahrzehnte diesbezüglich unbehelligt mit Gamle Swede segelte, erhielt ich vor einer Weile eine Verwarnung, musste für die Ordnungswidrigkeit gemäß „§ 56 Absatz 1 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten (OWiG)“ eine Strafe zahlen und die Buchstaben auch vorn anbringen. So ist Gamle Swede seit 2021 mit einem zusätzlichen Schriftzug am Bug unterwegs. Selbst die Größe der Schrift ist geregelt, nämlich dahin gehend, dass sie aus einem gewissen Abstand lesbar sein muss. Ich habe eigens beim Schifffahrtsamt nachgefragt, damit nicht gleich das nächste Knöllchen kommt.

In den Sechzigerjahren streckten Bootskonstrukteure die Rumpfgeschwindigkeit mit einer flach aus dem Wasser gehobenen Heckpartie. Bei der Gelegenheit änderten sie den traditionell geneigten Spiegel, indem sie dem Boot einen geraden oder sogar vorwärts geneigten Spiegel gaben. Diese Heckform verdankt die Yachtwelt der ehemals olympischen Bootsklasse der 5,5er, wo es mit gewissem Ehrgeiz zur Sache ging. Das gekürzte Deck über einer möglichst langen Abrisskante des Spiegel spart Gewicht. Die Sache wurde später bei den Admirals Cuppern auf die Spitze getrieben.

Der traditionell zum Wasser hin geneigte Spiegel wird übrigens als positives, der modern geneigte als negatives Heck bezeichnet. Wie die Fotos zeigen hat Bootskonstrukteur Knud Reimers für Swede 55 einen gemäßigt vorwärts geneigten und sogar leicht gekrümmten Spiegel entworfen.
Wie der abschließende Blick auf den S30-Nachfolger Swede 41 Classic zeigt, bietet der moderne Touren Schärenkreuzer neben etwas mehr Breite und Bordwandhöhe auch Platz für einen größeren, individuell gestalteten Bootsnamen.

Erstes Foto von Sven Föhring. 30. Mai 25 aktualisiert. Abonnieren Sie den → kostenlosen Newsletter und Sie verpassen keine neuen Artikel.
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