Die richtige Swede 55 kaufen

Vor einer Weile meldet sich ein amerikanischer Segler wegen des Kaufs einer gebrauchten Swede 55. Es geht um ein Schnäppchen. Er kennt den Bootstyp gut und überlegt ein bestimmtes Objekt an der US-Ostküste zu übernehmen. Seine Frage: Hinfahren, angucken oder lassen? Er bucht eine Beratung zum überschaubaren Tarif.

Wie im sonstigen Leben gibt es hier kein pauschales Ja oder Nein. Es kommt drauf an. Seit 1980 mit Swede 55 vertraut, auch mit der jüngeren Vergangenheit des fraglichen Bootes, erläutere ich das Für und Wider. Abgesehen vom üblichen zentralen Gesichtspunkt, nämlich der Haltung der Frau zum Yachtkauf, es gibt da üblicherweise eine klare Peiling, ist es eine Frage des Preises gegenüber dem Risiko. Welche Überraschungen kommen nach Übernahme des Bootes auf den neuen Eigner zu? Natürlich ist der Preis interessant. Doch ist das Budget zum Kauf bloß der Einstieg.

Yachtberatung Swede 55: What a Surprise

Ich warne vor der zeitlichen Beanspruchung einer Bootsinstandsetzung auch dann, wenn man viel bezahlen kann und praktisch alles machen läßt. Nach Übernahme eines Bootes – ganz gleich in welchem Zustand, ob benutzbar oder ein umfängliches Problem mit zahlreichen Unterbaustellen – ist zunächst mal nur eines sicher: Es kostet ab dem ersten Tag Geld, Liegegebühr und Versicherung. Ein schönes Boot wie Swede 55 verführt dazu, die Tatsachen zu vergessen.

Die dargelegten Gesichtspunkte helfen dem Amerikaner, innerhalb der Gemengelage aus Versuchung und Skepsis zu einer begründeten, klaren Entscheidung zu kommen. Ich höre dann einige Monate nichts. Bis Mitte September 22, als ich eine Email mit dem obigen Foto seiner Swede 55 erhalte. Er hat eine andere Swede, die frühere Excalibur in Seattle gekauft und berichtet wunderbar bescheiden wie sachlich:

“Sie brauchte etwas Arbeit wie beispielsweise neu montierte Püttinge etc. Ich erspare Ihnen die Einzelheiten und fasse zusammen, dass sie jetzt blau lackiert und Surprise genannt in Mattapoisett im Bundesstaat Massachusetts an der amerikanischen Ostküste liegt. Nach meinen Informationen handelt es sich um Boot Nr 12. Das ist seltsam, weil meine frühere Swede 55 Tumlare, die ich 1999 übernahm, Sigrid II nannte und später nach Südafrika verkauft habe, ebenfalls Boot Nr 12 ist. Wir haben gerade eine Regatta durch die Buzzards Bay als zweite beendet.”

Nun, das Durcheinander mit den Baunummern werde ich wohl nicht beseitigen können. Ich habe es in den Neunzigerjahren, als ich mit der Übersicht sämtlicher Swede 55 begann, teilweise selbst geschaffen. Vielleicht schiebt es sich im Lauf der Jahre, soweit weitere Informationen kommen, noch zurecht. Noch enthält die Bootsliste manche Lücke. Im Grunde ist es auch nicht so wichtig, welche Baunummer man gerade segelt. Unter dem Strich zählen der Segelgenuß und der Spaß am Schiff.

Wer einmal Swede 55 segelte, sie irgendwann verkauft hat, braucht früher oder später wieder eine. Es braucht bloß ein wenig Geduld, bis das richtige Exemplar auftaucht. Mir macht es Spaß, mit eigener Erfahrung und handwerklicher Praxis zu einer richtigen Entscheidung beizutragen. Ich hoffe, mehr über die Instandsetzung zu erfahren und zeigen zu können.

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