Nach der rasanten Entwicklung des 1908 vereinbarten Schärenkreuzers Ende der 1910er und Anfang der Zwanzigerjahre führte die präzisierte Schärenkreuzer Regel 1925 zu einem Neustart. Wie der folgende Blick auf die Limits und Möglichkeiten beispielsweise bei den 22 m2 Schärenkreuzern mit mehr als 400 segelnden Booten zeigt, blieben dennoch Spielräume.
Nach der Neufassung der Schärenkreuzer Regel ist ein längeres und damit schnelleres Boot nach wie vor möglich. Allerdings muss es breiter sein, eine höhere Bordwand und einen längeren Kiel haben. Und es muss schwerer sein. Der Blick auf die beliebte Klasse der 22 m2 Schärenkreuzer zeigt das.
Länge über Alles/Breite
max. ideelle Länge
min. Gewicht
min. Freibord
min. mittlere Breite
min. Kiellänge
Kleines Boot
9,50/1,80 m
7,80 m
1.320 kg
45 cm
1,66 m
2 m
Durchschnittsboot
12,40/2,04 m
9,80 m
2.084 kg
53 cm
1,86 m
2,51 m
Großes Boot
13,25/2,15 m
10,40 m
2.347 kg
55 cm
1,92 m
2,67 m
Die Tabelle zeigt, wie groß der Spielraum ist. Dabei werden die unterschiedlichen Boote stets von der gleichermaßen limitierten Segelfläche bewegt. Bei leichtem Wind ist beim größten 22 m2-Exemplar etwa eine Tonne mehr Schiff zu bewegen, mit einem fast 70 cm längeren Kiel und auch sonst deutlich mehr wasserbenetzter Fläche.
Bei Wind ist die Rumpfgeschwindigkeit interessant: Der Unterschied vom kleinen Boot mit 6,8 kn zum großen ist sage und schreibe ein Knoten.
So müssen Konstrukteur und Auftraggeber beim Entwurf eines Schärenkreuzers einen cleveren Kompromiss finden. Das konsequente Leicht- oder Starkwindboot hat gewiss seine Vorteile. Auf Dauer erfolgreicher wird das Allroundboot im Meer der Kompromisse sein.
Anspruchsvoll ist auch der Bau. Denn die genannten Maße und Gewichte sind Grenzwerte. Werden Sie unter- oder überschritten, ist es kein Schärenkreuzer. Schwerer geht bekanntlich immer. Dann liegt das Boot jedoch tiefer im Wasser, der Freibord wird kürzer, was sich nicht beheben lässt und auch die wasserbenetzte Fläche ist größer. Knud Reimers hat bei seinen Entwürfen das Freibord sicherheitshalber ein wenig höher gezeichnet.
So wird die nominelle Segelfläche beim Schärenkreuzer ermittelt – Nora Sorman: 22 m2 Schärenkreuzer Klasse
Angesicht des Ehrgeizes in der altbewährten Schärenkreuzer Klasse wundert es nicht, dass auch die Motorisierung des Bootes, sprich die Besegelung, im Detail geregelt ist. Es gibt keine Schlupflöcher. Der Blick auf die zulässigen Groß- und Vorsegelhöhen zeigt es. Ebenso die Achterlieksrundung und somit die tatsächliche Großsegelfläche. Wie folgende Zeichnung zeigt, wird sie auf drei Ebenen gemessen.
So ist die Achterlieksrundung beim Schärenkreuzer limitiert – Nora Sorman: 22 m2 Schärenkreuzer Klasse
Spielräume haben Konstrukteur und Auftraggeber eines Schärenkreuzers bei der Aufteilung der Vor- und Großsegelflächen. Sie ist insoweit interessant, als lediglich 85 Prozent des Vorsegeldreiecks berücksichtigt werden. Je länger die Vorsegelbasis (das sogenannte J-Maß), desto größer fällt die tatsächliche Fläche der unberücksichtigten 15 Prozent aus. Wie die Zeichnung mit den grünen Segeln rechts zeigt, sind es beim kurzen Großbaum und längsten J-Maß 3 qm mehr.
Aufteilung der Groß- und Vorsegelfläche beim 22er – Nora Sorman: 22m2 Schärenkreuzer Klasse
With a little help from friends
Sie sind Insider und haben Anmerkungen? Ich freue mich auf Ihre Nachricht mit fachlichen Hinweisen.
Literatur zum Thema
Per Thelander: Alla våra Skärgårdskryssare, Svenska Skärgårdskryssareförbundet (SSKF), Stockholm 1991, 160 Seiten (Schwedisch), antiquarisch, ISBN 91-970902-1-2. ↑ Kapitel Regeln och des utveckling, S. 11ff., Bootsregister zur 22er-Klasse S. 36 ff.
Zora Sorman (Text und Zeichnungen): 22 qm Schärenkreuzer Klasse. Rumpf und Segelplan, Broschüre im Selbstverlag Mai 2013
Dieser Artikel basiert auf Informationen des SSKF und der Broschüre zum 22er Schärenkreuzer von Zora Sorman. Informationen zur deutschen 22er Schärenkreuzer Klasse. Foto oben von Wolf Hansen. 22er Schärenkreuzer S 201 Finiekette Baujahr 1935 bei der Schlank & Rank Regatta. 9. Mai 25 aktualisiert. Abonnieren Sie den → kostenlosen Newsletter und verpassen Sie keine neuen Artikel.
