Håkan Södergrens schönstes Boot
Welcher Segelgenuss, diesen 55er Schärenkreuzer auf dem ergonomisch geformten Süll hockend, mit kleinen Ausschlägen am Pinnenausleger die Windkante entlang zusteuern. Jollenfeeling an Bord eines 15 Meter Renners.
Und welches Fest, diesen Schlitten bei idealen Bedingungen im glatten Wasser zu sehen. Die keilförmige Kajüte mit den schnittigen Fenstern kennt man von modernen Booten. Und so abgefahren wie Håkan Södergren hat sonst keiner den Spiegel vom Achterdeck zur Abrisskante gezogen. Anfang der Achtzigerjahre entstand dieser 55er als en riktig femtifemman, als richtiger 55er Schärenkreuzer.
Am Wind Segelspaßmaschine
Wenige Jahre zuvor hat die Fisksätra Werft den Bau der Touren Schärenkreuzer von Typ S30 und Swede 55 eingestellt. Das waren familienfreundliche und fahrtentaugliche Boote mit Zugeständnissen an das Bordleben, also keine echten Schärenkreuzer. 304 Exemplare des S30 und 27 Swede 55 waren ein Erfolg. Södergrens 55er nach der Schärenkreuzer Regel von 1925 ist ein Versuch, daran anzuknüpfen.
Bück- statt Stehhöhe
Um die naheliegende Frage nach dem Komfort gleich klipp und klar zu beantworten: Im offenen Schiebeluk gibt es Steh-, ansonsten Bückhöhe. Bordtoilette und Pantry ja, vier Kojen plus zwei im Salon, Einbaumaschine. Was halt auf einer 15 m Feile bei 2 ½ m Breite drin ist und es an Bord überhaupt benötigt. Man schiebt die 5 Tonnen vom Liegeplatz, dreht sie in den Wind und genießt das seglerische Nirwana. Platz für den Wein oder ein Bier gibts in der Bilge, ein bequemes Doppelbett unter dem Skylight vorn und eine Kochstelle für den Kaffee morgens natürlich auch. Sanitäre Bedürfnisse werden im Clubhaus oder rings um den Liegeplatz beim Baden in den Schären erledigt.
Erster 55er-Schärenkreuzer-Neubau seit 1934
Der klassische 55er Schärenkreuzer ist im deutschsprachigen Raum und auch international weniger bekannt. Die kleineren Exemplare, die 15er, 22er, 30er und 40er Schärenkreuzer machten das Rennen. Eine Ausnahme ist die 55er Schäre Sonja von 1920. Sie ist bei 15 m Länge ganze zwei Meter breit und wird bei Klassikerregatten an der deutschen Ostseeküste eifrig gesegelt.
Per Thelanders verdienstvolles Buch Alla våra Skärgårdskryssare (Alle unsere Schärenkreuzer) von 1991 dokumentiert in Schweden und Finnland um die 50 Boote der 55er-Klasse, die überwiegend in den 1910er und Zwanzigerjahren entstanden. Der letzte klassische 55er Schärenkreuzer entstand 1934 mit La Liberté nach Plänen von Erik Salander. Mit 16,30 m Länge bei 2,53 m Breite nach der Schärenkreuzer Regel von 1925 ein außergewöhnlich schönes Exemplar.
Gfk Sandwich mit Divinycell Schaum
Södergrens 55er entstand als Zweierserie in Åkersberga nordöstlich von Stockholm aus Gfk in Sandwichbauweise mit einem Kern aus Divinycell. Den Innenausbau übernahm Jan-Erik Nystedt. Ein zeitgemäß pflegeleichtes Kunststoffboot mit gut isoliertem Rumpf, Deck und Plicht.
Leider ist es bei diesen beiden Exemplaren geblieben. Carina mit der Segelnummer S 47 entstand 1984 für Kjell Wallin in Lidingö bei Stockholm. Das zweite Exemplar mit der Segelnummer S 49 takelte Göran Eldholt als Cheeta auf und heißt in den Händen des zweiten Eigners Gäddskräcken II, auf Deutsch Hechtschreck. Was passt. Ein Beispiel, was sich aus der durchdachten Schärenkreuzer-Regel von 1925 mit modernen und pflegeleichten Materialien machen lässt. Man kann es einfach, ohne Anschleifen und Lackierintervalle, segeln.
Großsegel Vorliek, Maß P | 15,30 m |
Großsegel Unterliek, Maß E | 5 m |
Vorsegelhöhe, Maß I | 11,40 m |
Vorsegelbasis & Spibaumlänge, Maß J | 3,45 m |
Bootsdaten Södergren 55er Schärenkreuzer
Länge über alles | 14,95 m |
Länge Wasserlinie | 10,65 m |
Breite | 2,54 m |
Tiefgang | 1,75 m |
Verdrängung | 5,3 t |
Ballast | 2,8 t |
Großsegel | 43 m2 |
Genua 165 % | 33 m2 |
Genua 150 % | 30 m2 |
Genua 130 % | 26 m2 |
Fock | 21 m2 |
Spinnaker | 92 m2 |
Håkan Södergren Entwurf Nr. 32 von 1982 |
Foto oben Tore Källmark/Västervik. Hat Ihnen der Artikel gefallen? Bestellen Sie hier den → Newsletter und Sie verpassen keine weiteren Artikel.