Aluminium Mastprofil

Welcher Mast ist es?

Ein S30 Segler benötigt für seinen Touren Schärenkreuzer einen Jockeybaum zum Spinnakersegeln auf spitzen Kursen. Dazu die passenden Augplatten zum seitlichen Einhängen am Mast. Das scheint keine große Sache zu sein.

Der Baum und die Beschläge werden über die Hamburger Vertretung Herman Gotthardt beim führenden Mastenbauer Seldén angefragt. Wahrscheinlich hat Seldén hat das Rigg zum S30 in den Siebzigerjahren geliefert.

Yachtberatung zum S30: Recherche in Schweden

In einer Email des Herstellers aus Göteborg heißt es: „Aus unseren Unterlagen ergibt sich, dass bei diesem Bootstyp zwei Mastprofile verwendet wurden: E 170/115 und D 137/113.“ Dazu wird mir gleich die Bestellnummer der zu beiden Profilen passenden Augplatte genannt. Bestellen, abholen, zahlen, anhalten, Löcher bohren, montieren. Das ist einfach.

Auszug aus dem Selden Katalog
Wenn überhaupt, ist es ein P-Profil, das es jedoch in 170/110 bei Seldén nicht gibt – Foto Swedesail

Ein Blick in eine alte Seldén Mastbroschüre bei mir im Büro ergibt, dass das nicht sein kann. Der S30 hat ein tropfenförmiges P-Profil. Ein E oder D Querschnitt passt nicht zu dem, was ich von S30 kenne. Also bitte ich den Kunden, seinen Mast auszumessen und gleich eine Schablone zu machen. Das Profil ist 170 mm lang und 110 mm breit. Nun hat Seldén aber kein 170/110 mm Profil gebaut. Ich möchte bei der Gelegenheit für die weitere Yachtberatung anderer Segler erfahren, welchen Mast der Fisksätra Werftbau hat.

Ist es vielleicht eines der damals beliebten englischen Proctor Riggs? Nach Fragen bei weiteren schwedischen Kontakten stellt sich heraus, dass es ein Fabrikat namens „Gullmars“ ist, dessen Hersteller längst geschlossen hat. Unterlagen oder Teile gibt es keine. Zur Not ist also ein Niroblech zu besorgen, muss ein Metallbauer es entsprechend biegen, ausschneiden, bohren, entgraten, die Augen anschweißen und abschließend alles polieren. Das wird teuer.

Mastprofil, mit einer Schablone ermittelt
Die seitliche Rundung des vorhandenen S30 Masts wurde mit dem Zirkel ermittelt – Foto Swedesail

Somit kommt nur eine Standardlösung aus dem Regal infrage. Gotthardt hilft mit einer Bauzeichnung des Seldén Mastbeschlags. Ich drucke ein Foto der Schablone 1:1 aus. Der Mast hat seitlich, wo die Augplatten montiert werden, einen Radius von 139 mm. Vermutlich passt eine Variante der üblichen Seldén Augplatten, wenn sie leicht nach achtern geneigt montiert wird. Den Rest wird die Gummiunterlage zur Vermeidung von Elektrolyse im Alu ausgleichen. Also bestelle ich für den Kunden die Teile und hoffe, dass sie tatsächlich, wie am Schreibtisch mit dem Zirkel ausgemessen, passen.

Standardlösung von Seldén spart Geld

Am Wochenende darauf bekomme ich aus dem Winterlager das obige Foto. Es zeigt sich, dass der Beschlag wie angegossen auf dem goldeloxierten Gullmars-Mast sitzt. Auch eine an sich einfache und banale Sache, wie die Bestellung eines Jockeybaums und zweier Augplatten dazu, macht man am besten im Winterhalbjahr, mit der nötigen Zeit – und dem richtigen Berater.

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