Kühlkanäle Bootsmotor spülen

Ein paar Fläschchen Essig-Essenz und fünf Stunden Arbeit. Wie Sie die Kühlkanäle Ihres Bootsmotors gründlich entkalken und damit seine Lebensdauer entscheidend verlängern. Warum sich entgegen üblichen Ratschlägen von Motorenhändlern der Umbau zur Zweikreiskühlung meistens lohnt.

Zweikreiskühlung und Seewasserfilter: Am falschen Ende gespart

Boote werden bekanntlich über den Preis gekauft. Deshalb sparen Werften an zunächst unscheinbaren Extras und Zubehör, das sich erst auf lange Sicht rechnet. So gibt es viele Bootsdiesel mit einer sogenannten Einkreiskühlung, wo der Motor direkt vom Meerwasser gekühlt wird. Damit läuft er die ersten zwei Jahrzehnte problemlos, derweil die Kühlkanäle des Motors verkalken, immer enger werden und die Betriebstemperatur unmerklich steigt. Es ist ein schleichender Prozess, der bei der üblichen Nutzung des Bootes nicht auffällt.

Dreizylinder mit Zweikreiskühlung. Unten der schwarze Schlauch zur Kühlwassereinspeisung zum Auspuff links. Rechts der Wärmetauscher © Swedesail

Bei der Zweikreiskühlung passiert das nicht, weil der Motor einen zusätzlichen Wärmetauscher hat, wo das Meerwasser die Temperatur des zweiten, inneren Kühlkreislaufs niedrig hält. Der zweite Nachteil der Einkreiskühlung ist, dass der Motor nie seine ideale Betriebstemperatur erreicht. Solange die Kühlkanäle frei sind, läuft er kälter als er sollte.

500 oder 30.000 €?

Werften sparen sogar am Kühlwasserfilter für 50 bis 100 €. So wird das Meerwasser auch noch mit den üblichen Verunreinigungen wie Muscheln, Algen oder Sand durch die engen Kühlkanäle der Maschine gepumpt. Diese fahrlässige Sparsamkeit lohnt sich für die Motorenhersteller, weil dann nach zwei oder drei Jahrzehnten ein neuer Motor fällig ist. Eine neue Einbaumaschine um die 30 PS kostet heute ohne weiteres 20, mit Einbau und den erforderlichen Anpassungen 25.000 €. Hinzu kommt der geeignete Propeller. Gescheite 4-Blatt-Drehflügler liegen bei über 4.000 €. Macht zusammen dann an die 30.000 €.

Einbau der Zweikreiskühlung gegen den Rat eines Experten

Ich habe nach achtjährigem Betrieb meines MD17C gegen den Rat der Hamburger Volvo Penta Vertretung Schmidt & Seifert bereits Ende der Achtzigerjahre eine Zweikreiskühlung nachgerüstet. Damals gab es zwei Bausätze. Einen billigen mit separatem Elektromotor, wo die Maschine bei einem Defekt des E-Motors sofort heiß gelaufen und kaputt gewesen wäre. Und den Keilriemen-getriebenen Original-Bausatz, der die Maschine zuverlässig kühlt, solange der Keilriemen in Ordnung ist.

Herr Seifert meinte, das würde sich nicht lohnen. Ich solle stattdessen in absehbarer Zeit einen neuen Bootsmotor kaufen. Ich folgte diesem Rat nicht. So war die damalige Umrüstung der Grund, warum es den Motor Baujahr 1979 heute noch gibt. Bei nächster Gelegenheit habe ich den fehlenden Kühlwasserfilter nachgerüstet.

Er ist unverzichtbar, wenn in flachen Gewässern wie der Ost- und Nordsee oder in Flüssen motort wird, wo mit Algen, Muscheln und aufgewirbeltem Sand zu rechnen ist. Beide Maßnahmen kosteten damals etwa tausend Mark. Die Montage dauerte nach meiner Erinnerung etwa einen Tag, der Einbau des Kühlwasserfilters einen halben Tag. Den Kühlwasserfilter montierte ich in der Backskiste, ebenso den Expansionsbehälter des inneren Kühlkreislaufs, wo beide bequem zu prüfen sind.

Entkalken Sie Ihren Motor

Nehmen Sie sich also bei nächster Gelegenheit einen halben Tag Zeit zum Spülen Ihrer Einkreis-gekühlten Maschine anhand folgender Anleitung. Sollten Sie zur Zweikreiskühlung umrüsten, sind die Kühlkanäle unbedingt vorher zu spülen.

Wenn Sie den Auspuff und Motor beim Spülen überhitzen, haben Sie mehr Schaden angerichtet als gewonnen.

Soweit die Kühlkanäle nicht bereits von Ablagerungen blockiert sind, gelingt die Spülung mit einer Essiglösung. Es ist im Prinzip das, was Sie zu Hause beim Entkalken der Kaffeemaschine oder des Wasserkochers mit der üblichen 25-prozentigen Essigsäure für 90 Cent die Flasche machen. Die genannten Flüssigkeitsmengen beziehen sich auf kleine 2- oder 3-Zylinder-Dieselmotoren mit etwa 14 – 27 PS (10–20 kW). Bei größeren Motoren nehmen Sie mehr Wasser und Essigsäure im beschriebenen Mischungsverhältnis.

Vorbereitung: 1. Fotografieren oder notieren Sie die Betriebstemperatur bei üblicher Drehzahl am Panel, um sie nach der Reinigung mit der Temperatur vergleichen zu können. 2. Sie benötigen passende Schläuche (Ø und Längen), dazu Schlauchschellen für die Spülinstallation, außerdem einen Eimer.

Achten Sie auf folgende Punkte.

  • Vorsicht beim Hantieren mit Essig-Essenz.
  • Der Motor darf bei den empfohlenen Spülvorgängen mit der Essigmischung höchstens eine bis zwei Minuten laufen. Der Auspuff ist jetzt nicht mehr wassergekühlt, sodass es schnell zur Überhitzung des Auspuffschlauchs und des Schalldämpfers kommt. Außerdem wird der Motor durch die kleine Kühlmittelmenge rasch heiß.
  • Am besten arbeiten Sie mit einem Helfer, der die Laufzeiten des Motors per Stoppuhr überwacht und ihn rechtzeitig abstellt.
  • Der Eimer mit der Essigmischung muss unter oder neben dem Motor stehen, keinesfalls höher, weil er sonst einen Wasserschlag bekommt. Dabei dringt Wasser in die Maschine ein, blockiert sie und der Anlasser brennt beim nächsten Startversuch durch.
Rund 5 Stunden Arbeit
  • Warmfahren des Motors 1⁄4 Stunde
  • Spülvorbereitung ≈ 1⁄2 Stunde
  • Spülen mit Essiglösung ≈ 2 1⁄2 Stunden
  • Spülnachbereitung ≈ 1⁄2 Stunde
  • Frischwasserspülung 3⁄4 Stunde
Essig-Essenz beschaffen und mit Wasser mischen

Nehmen Sie 80-prozentige Essig-Essenz, die es für etwa 16 € pro Liter gibt. Für eine 8,5 l Mischung brauchen Sie 850 ml der 80-prozentigen Essig-Essenz und gut 7 1⁄2 l Wasser. Die gezeigten Flaschen üblicher 25 % Essigessenz aus dem Supermarkt enthalten 388 Milliliter mit einem Säureanteil von 25 Prozent. Bei 25-prozentiger Essigsäure nehmen Sie etwa die dreifache Menge, also 3 l, um den gewünschten Säureanteil Ihrer Mischung zum Spülen der Maschine zu erreichen, und entsprechend weniger Wasser, also 5 1⁄2 l.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Spülen des Motors
  1. Fahren Sie den Motor etwa eine Viertelstunde mit leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl warm.
  2. Motor abstellen, Seewasserzulauf schließen.
  3. Thermostat ausbauen. Dabei die Thermotatgehäuse-Dichtgummis im Motor lassen und den Thermostatdeckel wieder montieren.
  4. Den Kühlkreislauf entwässern. Die Ablasshähne wieder schließen.
  5. Den Kühlwasser-Ansaugschlauch vom Seeventil abziehen, ggf. verlängern und zu einem Eimer führen.
  6. Den Kühlwasser-Rückführschlauch vor der Auspuffeinspeisung abnehmen, verlängern und ebenfalls zum Eimer führen. Am Schlauchaustritt im Eimer einen Nylonstrumpf oder ein ähnlich engmaschiges Gewebe als Filtersieb zum Abfangen des austretenden Schmutzes mit einem Kabelbinder befestigen.
  7. Mischen Sie einen Liter 80-prozentige Essig-Essenz mit 8–9 Litern Wasser, sodass eine etwa 8–10-prozentige Essigsäurelösung entsteht.
  8. Motor starten und etwa 2 Minuten laufen lassen, sodass die Essigsäurelösung aus dem Eimer angesaugt wird.
  9. Sobald die Säure aus dem Rückführschlauch im Eimer ankommt, den Motor abstellen. Die Essigsäurelösung 10-15 Minuten einwirken lassen.
  10. Die Schritte 9 bis 10 wiederholen Sie so oft, bis keine größeren Schmutzmengen mehr im Eimer ankommen. Es sind mindestens 8–10 Spülgänge nötig. Im Eimer aufsteigende Gas-Perlen zeigen Kohlensäure an, die infolge der chemischen Reaktion des Kesselsteins mit Essig entsteht.
  11. Den Motorkühlkreislauf ablassen und die geöffneten Hähne wieder schließen.
  12. Die Kühlwasserschläuche wieder an die ursprünglichen Anschlüsse anschließen. Thermostat einbauen.
  13. Lassen Sie den Motor mit leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl so lange laufen, bis das austretende Kühlwasser sauber und klar ist. Der Motor sollte etwa eine 3⁄4 Stunde laufen, damit möglichst alle losen Partikel und Säurerückstände aus der Maschine gelangen.
  14. Bereiten Sie den Motor zum Einbau einer Zweikreiskühlung vor, spülen Sie ihn natürlich mit Frisch- statt Seewasser.

Machen Sie die Spülung mit der nötigen Ruhe und Zeit zum Beheben von Problemen, die sich dabei ergeben können. Auch kann es sein, dass sich später noch größere Ablagerungen oder Verschmutzungen lösen und eine enge Stelle im Kühlsystem blockieren. Halten Sie daher nach der Aktion die Motortemperatur besonders im Blick.

Die Maßnahme erfordert etwas handwerkliches Geschick und technisches Verständnis. Bei Unsicherheiten lassen Sie es von einem Techniker machen. Seien Sie beim Termin an Bord. So stellen Sie sicher, dass es sorgfältig gemacht wird und Sie sehen, wie viel Kalk und Dreck im Eimer ankommt. Und lassen Sie sich dabei keinen neuen Motor aufschwatzen. Sie brauchen einen zuverlässig laufenden Bootsmotor, mehr nicht!

Obwohl es sich um eine seit Jahrzehnten bewährte Maßnahme handelt, wird keine Gewährleistung für das Gelingen und bei etwaigen Schäden am Motor übernommen.

Weitere Fragen beantworte ich im Rahmen meiner hier angebotenen Beratung. Bei dieser Gelegenheit empfehle ich Ihnen einen Techniker nahe Lübeck, mit dem ich gute Erfahrungen bei der Überholung meines Volvo Penta MD17C gemacht habe.

Foto oben: Übliche Essig-Essenz aus dem Supermarkt © Swedesail