
Swede 52 Cheyenne
Der Touren Schärenkreuzer Swede 55 begeistert Segler in der halben Welt. Obwohl die Serienfertigung mit Gamle Swede als Baunummer 27 im Herbst 1979 endete, folgten dem Fisksätra Werftbau 18 weitere Exemplare. Eines davon, und zwar das yachtbaulich und seglerisch interessanteste ist Cheyenne. Mit dieser Variante verwirklichte Göran Lindgren vor einer Weile sein Traumschiff für die Stockholmer Schären.
Das Ergebnis ist eine Segelspaßmaschine mit reichlich Power und einem schwereren, tieferen und entsprechend wirksamen 4,2 t Kiel als Gegengewicht zur stattlichen Besegelung. Dennoch geriet Cheyenne mit circa 7,15 t sage und schreibe 600 kg leichter als Mitte der Siebzigerjahre von Swede 55-Konstrukteur Knud Reimers Mitte geplant. Und letztlich wurde sie mit etwa 1.600 kg deutlich leichter als von der Fisksätra Werft dann gebaut.
1.600 kg leichter, 800 kg mehr Blei, 39 qm mehr Segelfläche am Wind

Bemerkenswert ist der vom Strömungsspezialisten Prof. Sven Olof Ridder (1929–2012) gezeichnete Kiel. Die spezielle, unten angedickte Form erinnert an die letzten 12 m-R America’s Cupper, wo es darum ging, das Blei bei limitiertem Tiefgang möglichst tief unterzubringen. Interessant ist auch der Übergang der Kielflosse zum Rumpf mit einer ungewöhnlich langen Bilge. Sie bietet Platz für 190 l Frischwasser mit vorteilhaft niedrigem Schwerpunkt. Bei einer Grundberührung in den schwedischen Schären werden die Kräfte flächig in den Bootskörper abgegeben. Jedes moderne Boot mit kurzer Kielwurzel ist dann schwer beschädigt.

Cheyenne: Swede 55 reloaded
Ein schlankes Boot ist auf ein großes Kielgewicht, ausgedrückt im Ballastanteil angewiesen und darauf, dass das Blei möglichst tief unter dem Schiff hängt. Wie folgender Blick auf die Zahlen verrät, war Swede 55 damals deutlich schwerer geraten als von Konstrukteur Knud Reimers gedacht. Cheyenne korrigiert das beeindruckend.
Swede 55 geplant | 7,75 t | 3,4 t, 44 % Ballastanteil |
Swede 55 real | ≈ 8,75 t | 3,4 t, 39 % |
Swede 52 Cheyenne | 7,15 t | 4,2 t, 56 % |
Der übliche Ballastanteil klassischer Schärenkreuzer wie des 75er-Neubaues Gustaf liegt bei 50 Prozent. Bei Swede 55 wurde er infolge der Bauweise und des umfänglichen Kajütausbau zum Fahrtensegeln niedriger. Bei Cheyenne sind es annähernd 60 Prozent. Das sind Gewichtsverhältnisse wie bei klassischen Meteryachten, die bekanntlich sehr steif sind. Eigner Göran Lindgren berichtet, dass das fertige Boot einschließlich Rigg und Segel laut genauer Messungen bei der Fertigstellung ganze 7,15 t wog.
Cheyenne als 16 m Daysailer
Wie ist ein etwa 1,6 Tonnen leichteres Boot mit 800 kg mehr Blei im Kiel möglich? Indem es in moderner Faserverbundtechnologie mit reduziertem Harzanteil aus Sandwich statt schwerem Massivlaminat entsteht. Und indem alles weggelassen wird, was man zum Segeln in den Schären nicht braucht: die beiden Innenschalen zur Aufnahme des Interieurs, der schwere Kajütausbau aus Teak, schwere Tanks, die Radsteuerung, Bug- und Heckkorb samt Reling und so weiter. So wurde Cheyenne zum 16 m Daysailer mit dem Nötigsten zum gelegentlichen Übernachten irgendwo an einer Klippe. Die Freibordhöhe zeigt, dass Cheyenne als leichteres Boot deutlich höher im Wasser liegt als Swede 55 und auch die Ende der Achtzigerjahre 2 x gebaute Swede 75. Genaue Zahlen folgen im Mai 25.

Riggmaße Swede 52 und Swede 55
Hier ein Vergleich der wesentlichen Riggmaße von Cheyenne und von Swede 55 wie 1975-79 von Fisksätra gebaut.
Riggmaße | Swede 52 Cheyenne | Swede 55 |
Mastlänge | 20,70 m | 16,44 m |
P (Großsegel Vorliek) | 17,50 m | 15,20 m |
E (Großsegel Fuß) | 5,95 m | 4,85 m |
I (Höhe Vorsegel ∆) | 16,51 m | 13 m |
T (Vorstag Länge) | – | 13,70 m |
J (Basis Vorsegel ∆) | 4,92 m | 4,40 m |
Spinnakerfallhöhe | 17,40 m | ≈ 13,25 m |
Segelflächen Cheyenne und Swede 55
Hier ein Blick auf die Segelflächen und Segeltragzahl von Swede 55. Die Am-Wind-Besegelung mit Groß und Fock wuchs von 74 auf 113 m2, mit entsprechend moderner Segeltragzahl.
Segelflächen | Swede 52 Cheyenne | Swede 55 |
Großsegel | 68,28 m2 | 44 m2 |
Fock | 44,89 m2 | 30 m2 |
Spinnaker | 150,33 m2 | 130 m2 |
Code 0 | 100 m2 | – |
Am Wind Besegelung | 113,17 m2 | 74 m2 |
Segeltragzahl bezogen auf das genannte Gewicht | 7,15 t = 5,6 | 7,75 t = 4,34 |
Bei der Segeltragzahl handelt es sich um eine dimensionslose Zahl.(2√Segelfläche in m2 / 3√Verdrängung in t). Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche hat das Boot im Verhältnis zur Verdrängung. Fahrtenyachten ≈ 3,5 – 4, moderne Boote ≈ 4,3 – 5. Die Segeltragzahl von Cheyenne entspricht der von modernen Regattabooten.

Karbonmast mit gepfeilten Salingen
Sven Olof Ridder beriet Kåre Ljung bei der Planung des Kohlefasermasts von Marstrom Composites, der mit überschlägig halbem Röhrengewicht eines üblichen Aluminiummasts nochmals zur Steifigkeit des Bootes beiträgt. Wie heute üblich erhielt er gepfeilte Salinge zum Segeln ohne Backstagen und Winschen. Im klippenreichen engen Gewässer zwischen den Schären wird viel gewendet. Eigner Lindgren segelt gern einhand.
Gebaut wurde das Boot von Sören Lund, der bereits Ende der Achtzigerjahre die beiden Swede 75 und Mitte der Neunzigerjahre vier Swede 41 in ähnlicher Machart aus der Halle geschoben hatte.

Abgeräumt und pflegeleicht
Der Blick von oben zeigt das schlichte Deck. Abwaschbar und schlicht wie beim H-Boot erinnert es daran, dass ein Boot ein Gebrauchsgegenstand ist. Man geht an Bord, legt ab, segelt und macht danach etwas anderes. Hier wurde also anders als bei den mit Teak und Mahagoni veredelten Swede 55 Calypso und Es oder Quintus genau der umgekehrte Weg gegangen. Das spart Geld, Gewicht und Arbeit und lässt Zeit zum Segeln.
Entwicklung und Bau | 2000–2002 |
Konstruktion | Knud Reimers 1975 |
Unterwasserschiff, Kiel und Ruder | Prof. Sven Olof Ridder 2000 |
Länge | 15,99 m |
Breite | 2,96 m |
Tiefgang | 2,12 m |
Bleiballast | 4,2 t |
Frischwassertank in Kielflosse | 190 l |
Motor Volvo Penta/Saildrive | 30 PS |
Dieseltank | 50 l |
SRS Rennwert mit Gennaker/Code 0 | 1,185 (Messbrief 2024) |
SRS Rennwert ohne Gennaker/Code 0 | 1,143 (Messbrief 2024) |

Bemerkenswert ist das säbelartige Ruderblatt. Es wurde aus Karbon vom Komposit-Spezialisten Marstrom im ostschwedischen Västervik laminiert. Es wiegt 14 statt 82 kg meines 2013 reparierten Ruders. Unter dem Strich spart die Cheyenne Ausführung mit Pinnensteuerung an die 100 kg gegenüber dem Fisksätra Werftbau, einschließlich Quadrant, Steuerdrähten, Umlenkrollen, Reitbalken, Steuerbock und Rad. Einer von mehreren Beiträgen, um ein agiles Boot zu bekommen. Hier finden Sie Einzelheiten zum Fisksätra Ruder.

So wurde Cheyenne zur rund ein Fünftel leichteren Swede, angetrieben von der eineinhalbfachen Segelfläche des Originals. Schauen Sie sich abschließend das Video an. Es zeigt, wie weit der gestreckte achtere Überhang aus dem Wasser ragt und wie leicht Cheyenne durchs Wasser geht.
Swede 55, 75 und 52
Lassen Sie sich nicht von den Typbezeichnungen verwirren. Es geht im Wesentlichen um den Swede 55 Rumpf. Die 55 ergibt sich aus der nominellen Segelfläche gemäß der Schärenkreuzer-üblichen Vermessung. Großsegel ∆ + 85 % des Vorsegel ∆ = 55 qm. Als das Boot Ende der Achtzigerjahre mit einem deutlich längeren Mast aufgetakelt wurde, hieß es dieser Logik folgend dann Swede 75.
Die Typbezeichnung Swede 52 ergibt sich aus der Länge des Bootes in Fuß. Die hatte ich während meiner Vertriebstätigkeit Mitte der Neunzigerjahre angeregt, als ich Anfragen für Swede 75 von Interessenten bekam, die glaubten, es handele sich um ein 75-Fuß-Boot.

Foto oben von Göran Lindgren: Cheyenne 2002 in der Werft.
2. Februar 25 veröffentlicht, 24. März 25 aktualisiert
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