
Swede 55 Valhöll
Dies ist die Geschichte einer weit gereisten, dann lange stillgelegten Swede 55. Folgen Sie ihrem Kielwasser vom schwedischen Västervik zur Insel Guernsey, wo ihr erster deutscher Eigner sie verkaufte. Weiter ging via Südfrankreich nach Antigua, in amerikanischen und englischen Besitz, mehrmals über den Atlantik, nach Norwegen und schließlich nach Southampton. Dort war ihr Schicksal als beklagenswertes Hafeninventar fast schon besiegelt.
Im Herbst 2003 führte mich ein Termin nach Südengland, wo der amerikanische Avis-Mietautounternehmer Joseph Vittoria bei Vosper Thornycroft am linken Ufer des River Itchen eine viel beachtete 75-m-Yacht mit einem 90 m Mast auftakeln ließ. Der Landeanflug nach Southampton führte schön tief über den gewundenen Fluss, wo ich zu meiner Begeisterung eine Swede 55 entdeckte, besagte Valhöll. Angesichts dieses vertrauten Anblicks drückte ich mir die Nase am Flugzeugfenster platt.
Recherche zu Valhöll
So nutzte ich die Gelegenheit zu einem Treffen mit dem Eigner der wenige Meilen seewärts am Hamble liegenden Swede 75 Universal Heartbeat. Er kannte Valhöll und ihren Londoner Eigner flüchtig und berichtete, dass er sich aus nostalgischen Gründen nicht von seiner Swede 55 trennen könne. Dieser hatte viele tolle Reise mit Valhöll gemacht, sei mit verschiedenen Crews zwischen Südengland und der Karibik gependelt. Auch die vorige Eignerin, eine amerikanische Seglerin, sei von Antigua aus gern und oft mit Valhöll auf dem Atlantik unterwegs gewesen.
Diese Geschichte fand ich etwa so interessant wie die Begegnung mit Mr. „We try harder“, einem drahtig eleganten Endsechziger, der damals mit amerikanischem Selbstbewusstsein und dennoch sympathischer Art sein Schiff, die größte Slup der Welt nach Plänen des Megayacht Spezialisten Ron Holland präsentierte. In dieses Schiff hätte Swede 55 beinahe quer hineingepasst. Den Artikel mit dem Titel Maxi, Mega, Mirabella veröffentlichte die Seglerzeitschrift Yacht Dezember 2003. Joseph Vittoria hatte etwa zehn Jahre mit Mirabella V das Vergnügen. Je größer die Yachten sind, desto kürzer werden sie behalten.
Wie Valhöll zurechtgemacht wurde
Als Walhall bezeichnet die nordische Mythologie den Ruheort gefallener Krieger. Die folgenden Jahre hörte ich gelegentlich von Valhöll, dieser Swede 55 mit dem martialischen Namen. Ich weiß nicht genau, wie lang das Boot da lag, ob und wann mal jemand nach dem Rechten schaute. Erfreulicherweise schwamm die verwahrloste Valhöll noch, als sich der Londoner Eigner im deutlich fortgeschrittenen Alter schweren Herzens von ihr trennte und der fünfte Eigner, ebenfalls ein Brite, das Boot übernahm. Er guckte durch den aktuellen Zustand hindurch, stellte das Boot für einige Monate an Land und krempelte die Ärmel hoch. Wie die Fotos zeigen war zunächst einmal gründlich zu putzen und zu polieren. So wurde aus dem traurigen Anblick wieder ein Schiff. Der Eigner bezeichnete sein Schmuckstück zunächst als sailworthy. Ob es seaworthy ist, klärte er bald.
Das Unterwasserschiff wurde abgezogen und vorausschauend mit Coppercoat, einer Kupfer-Epoxidharzmischung beschichtet. Diese arbeitsintensive und vergleichsweise teure Maßnahme lohnt sich, wenn das Boot dauerhaft im Wasser bleibt und man es lange behält.
Der Salon war zweckmäßig wie ein Schlafwagenabteil mit Etagenbetten und Leesegeln für lange Seereisen hergerichtet. Am Drehpunkt hinter dem Hauptschott und über dem Kiel kommt die Freiwache am besten zur Ruhe.
Das Fisksätra Interieur aus massivem Teak hatte Patina. Der Eigner lackierte es matt weiß, was die Kajüte größer und freundlicher erscheinen lässt. Bemerkenswert ist auch der angehobene Heckkorb und das herkömmliche Drahtvorstag mit Stagreitern für die Vorsegel.
Im August 2021, gut vier Jahrzehnte seit ihrem Stapellauf legte Valhöll zum ersten langen Törn seit ihrer Rettung ab. Seitdem ist die weit gereiste Swede 55 mit dem martialischen Namen im wetterwendischen, von Ebbe und Flut durchströmten und seglerisch anspruchsvollem Ärmelkanal unterwegs. Sie hatte lange zwischen den Mooringbojen vor der ersten Biegung des River Itchen Pause. Dort, wo die Flugzeuge zur Landung am Southampton Airport ansetzen.
Dank an Hilmar Breuss, John Harding und Chris Johnson. Foto oben Valhöll. 2. Juni 25 aktualisiert. Abonnieren Sie den → kostenlosen Newsletter und Sie verpassen keine neuen Artikel.
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