
Zu kaufen: 11,50 m Mahagoniyacht Delight
Wie der Blick in unsere Klubs, Häfen und Marinas zeigt, ist das heutige Kunststoff-Serienboot pflegeleicht und bietet beeindruckend viel Platz. Als sprichwörtliches Volumenmodell wird es nach dem üblichen Mehr-Prinzip von Jahr zu Jahr ringsum hochbordiger, hinten breiter und vorn bulliger. Etwa 5000 davon dürften rings um die Lübecker Bucht liegen.
Da erscheint die Mahagonisegelyacht Delight mit geschwungenem Löffelbug, dem Puppenstuben großen Kajütaufbau über der gestreckten Fußleiste und apart aus dem Wasser gehobenen Heck wie eine Botschaft aus einer beinahe vergessenen Welt. Insgesamt eine zweifarbige Angelegenheit aus kastanienbraunem Holz und weißem Wasserpass, Gardinen, Sonnensegel und Baumpersenning.
Die Sache mit dem Küstenkreuzer
Schweden ist mit seinen zahlreichen Seen, dem Idyll der Schären an der Ost- und Westküste, unzähligen Buchten und dem offenen Meer mit wunderbar unterschiedlichen Revieren gesegnet. So entstanden auf die Gewässer zugeschnittene Bootstypen. Etwa der Skärgårdskryssare, auf Deutsch Schärenkreuzer genannt, von dem in diesem Portal oft die Rede ist. Nun kennen die Schweden auch den Kustkryssare oder Havskryssare, den Küsten- und Seekreuzer. Delight ist ein hierzulande seltenes Exemplar des schwedischen Küstenkreuzers.
Die Geschichte dieses Küstensegelmöbels
Die Geschichte dieses Bootes beginnt im Sommer 1953 im Stockholmer Schärengarten. Damals entdeckt ein gewisser Knut Carlsson Sparre (1917–2012) ein hübsches 10,60 × 2,40 m großes Boot, 3,6 t schwer und angetrieben von 35 m2 Am-Wind-Besegelung. Die elegante Erscheinung mit dem hübschen Kajütaufbau zwischen Mast und Plicht heißt Ballerina.

Wie es bei Seglern meistens ist, möchte Sparre solch ein Boot haben, nur größer und da und dort etwas anders. So planen der damals junge Ballerina-Konstrukteur Olle Enderlein und der künftige Eigner ein Tourenboot für küstennahes Segeln mit 5–6 Tonnen Verdrängung und mehr Freibord.

Eine kleine Werft baut Delight auf der Insel Torsö bei Mariestad am Ostufer des Vänernsee. 1955 beendet das kaum eingesegelte Boot die Gotland Runt Regatta mit einem 2. Platz. Knut Carlsson Sparre genießt sein Seglerglück. Hinzu kommen die Komplimente. Entsprechend stolz berichtete Sparre damals: „Ich werde oft auf das Boot angesprochen. Schaulustige fragen, ob es mir gehört und ob sie es mal ausleihen dürfen.“
Obwohl der Bootsname auf einer Plakette am Schiebeluk steht, heißt es im Besitz eines späteren Eigners vorübergehend mal Cormoran. So ist der Mensch, wenn er sich „Dinge“ vorübergehend aneignet. Zum Glück war es die einzige Änderung und eine, die sich problemlos korrigieren ließ.

Delight in der Lübecker Bucht
Irgendwann gelangt es zur Lübecker Bucht, natürlich wieder mit dem passenden statt diesem Allerweltsvogelnamen. Dieses Boot, das mit seiner dezenten skandinavischen Finesse den Betrachter zum staunenden Bewunderer macht, kann nur Delight heißen. Diese sieben Buchstaben reichen. Seit 2 1⁄2 Jahrzehnten nun lebt Uwe Becker aus Lübeck in einer Art Symbiose mit dem Boot. Ich kenne die beiden etwa seit dieser Zeit. Wann immer ich meine Swede 55 im Winterlager besuchte, ob im Herbst und Frühjahr zum Arbeiten, oder um zwischendurch mal nach dem Rechten zu sehen; stets begegnete ich dem freundlichen Mann mit dem offenen, herzlichen Lachen.
Zunächst hielt ich ihn für einen Bootsbauer, weil ich ihm stets in Arbeitskluft, mit Schleifstaub auf der Nase und Stirnlampe begegnete. Irgendwann war mein Abstecher in die Halle, wo er an Delight arbeitete, obligatorisch. Dabei spielte es keine Rolle, dass ich zum Arbeiten am eigenen Boot gekommen war und nicht zum Gucken oder Quasseln. Der geschwungene Übergang vom Rumpf zum Kiel und die Art, wie das Achterschiff vom Ruderblatt zum kleinen, traditionell geneigten Spiegel geführt ist, ist sehenswert. So ein V-spantig tiefer Rumpf geht mit berechenbaren und angenehm weichen Bewegungen durch die kurze Ostseewelle. Der Bug erinnert an den Hinweis des berühmten Bootskonstrukteurs Olin Stephens. Er hat einmal erklärt, dass der Vorsteven eines seegehenden Bootes steil aus dem Wasser gehoben sein muss, damit das Boot beim am Wind Segeln in ruppigem Seegang nicht unnötig hart einsetzt.

Das sehenswerte Finish
Der klar lackierte Rumpf von Holzbooten wird irgendwann farbig gestrichen, wenn es nicht gelingt, die Planken in makellosem Finish zu erhalten. Das ist der leider übliche Gang der Dinge. So gibt es praktisch kein Holzboot aus dieser Ära mit klar lackierten Originalplanken mehr. Die exponierte Bordwand muss regelmäßig angeschliffen und die von der UV-Strahlung und vom Abrieb der Fender abgetragene Schichtstärke des Bootslacks aufgefrischt werden. Sogar Wassertropfen spielen da eine Rolle, weil sie wie eine Linse wirken. Macken sind sofort zu versiegeln. Die Lackierintervalle können nicht gestreckt werden, weil dann der gesamte Rumpf bis aufs blanke Holz abgeschliffen und ein neuer Farbaufbau anzubringen ist. Mit jedem Schliff wird etwas vom blanken Holz abgetragen. Bei 23 mm Bordwandstärke kann man das nicht oft machen. Deshalb werden die dunklen Stellen der Bordwand zugespachtelt und farbig lackiert.

Auch 70 Jahre nach ihrem Stapellauf am Vänernsee steht Delight glänzend im Lack. Becker hat sich das Lackieren im Lauf der Jahre selbst beigebracht. Die Planken enden fugenlos im Gebälk des Vorstevens und Heckbalkens. Das Mahagoni hat eine beachtliche Feuchtigkeitsspanne vom sommerlichen Segeln bis zur trockenen Lagerung an Land mitgemacht. Erstaunlich ist auch, dass die makellos zusammengefügten Planken bis zu 50 Grad Temperaturunterschied vom dunklen, sonnenbeschienenen Holz im August bis zu winterlichen Minusgraden durchgestanden haben und fast wie neu aussehen. Man kennt das von Möbeln oder Musikinstrumenten. Delight hatte als Gebrauchsgegenstand irgendwie all die Jahre Glück.
Ein Blick unter Deck
Delight bietet im Kajütaufbau 1,84 m Stehhöhe, im Durchgang unter dem Mast sind es 1,20 m, im Vorschiff 1,30 m. Das Vorschiff ist mit einer separate Luke gut belüftet. Die Doppelkoje im Vorschiff ist 2 m lang, am Kopfende im Bug 1,67 m breit, am Fußende 60 cm breit. Die Salonbänke sind 1,85 m lang, 60 cm breit und haben zum Schlafen unterwegs Leesegel, wie es früher bei seegehenden Segelyachten üblich war.
In den Pausen hat der Ingenieur und langjährige Schiffsbetriebstechniker entweder eine selbst gedrehte Zigarette im Mund oder die nächste in Arbeit. Nach einer Weile verstand ich, dass Becker mit seinem Küstensegelmöbel in einer Art Symbiose lebt, damit die ganze Sache für beiden Seiten delighting, also mindestens erfreulich, wenn nicht entzückend bleibt. Die englische Sprache sieht für die Bedeutung dieses Worts ein gewisses Spektrum vor.
Nie habe ich ihn über all die der Bootspflege gewidmeten Stunden klagen gehört, wie es viele Eigner sogar von modernen nutzwert optimierten Plastikbooten tun. Es wird wohl an der Freude liegen Delight zu haben, sie zu erhalten und zu segeln – und an Becker selbst.
Frei nach der Patek Philippe-Uhrenreklame gehört einem ein Klassiker „nie ganz allein. Man erfreut sich ein Leben lang an ihm, aber eigentlich bewahrt man ihn schon für die nächste Generation.“ Dieser Generationenwechsel steht jetzt an. Denn Becker möchte das Boot nun aus Altersgründen an jemanden verkaufen, der den Kustkryssare von 1955 versteht, ihn so wie er ist, bewahrt und artgerecht weitersegelt – eine Weile für sich, im Grunde aber schon für die nächste Generation.

Abschließend ein Blick auf drei zentrale Fragen, die sich mit gebotener Sachlichkeit bei diesem 70 Jahre alten Holzboot stellen: Welche Probleme schlummern absehbar erstens im Gebälk? Was wurde zweitens zum vorausschauenden Erhalt gemacht? Wie aufwendig ist es drittens, Delight im aktuellen Zustand zu erhalten?
1. Kein Kompositbau
Problematisch beim alten Holzboot und Anlass aufwendiger Sanierungen der dauerfeuchten Bilge und Kielaufhängung ist die Mischbauweise, bestehend aus rostenden Stahlspanten und rings ums Metall vergammeltem Holz. Dieses Thema entfällt bei Delight, weil sie komplett aus Mahagoniplanken über Eichenspanten gebaut ist.
2. Was wurde in den vergangenen Jahrzehnten an Delight gemacht?
Womit wir bei der zweiten maßgeblichen Frage wären, nämlich was in den vergangenen Jahrzehnten zum vorausschauenden Erhalt gemacht wurde. Ein schlaglichtartiger Blick auf wesentliche Maßnahmen. Dass Verschleißteile wie Winschen, Segel, Relingsdrähte, das stehende und laufende Gut und Wantenspanner regelmäßig erneuert wurden, versteht sich von selbst.
- Das Deck besteht aus 18 mm dickem Bootsbausperrholz und darauf verlegten 15 mm Stäben aus Oregon Pine, die in die Mittellinie (Fisch genannt) aus Mahagoni laufen. Als Becker das Boot übernahm, stellte sich die entscheidende Frage, ob das Sperrholz bereits feucht ist. So wurden 2001 die vorhandenen Decksplanken vorsorglich vom Sperrholz abgenommen und sämtliche alten Bohrungen vorsorglich geschlossen. Das Sperrholz war in einwandfreiem Zustand. So wurden neue Decksplanken aus Oregon Pine verlegt. Die passend zur Deckskante gekrümmt angebrachten Stäbe sind auf die Sperrholzunterlage geschraubt und mit Sikaflex verklebt. Abschließend wurde alles mit sieben Lagen Epifanes versiegelt. Nachdem Becker in den vergangenen Jahren wiederholt an den Übergängen der Fugen zu den Decksplanken Risse in der Vergussmasse ausbesserte, sanierte er Anfang 2025 das Deck wie folgt: Der Lack und sämtliche Beschläge wurden abgenommen. Er fräste etwa 35 m zwischen den Planken gleichmäßig aus und vergoss sie neu. Es folgte ein neuer Farbaufbau mit sechs Schichten PP Extra und zwei abschließenden Schichten Epifanes Polyurethane als UV-Schutz. Seit dieser Maßname sieht das Deck nicht nur gut aus. Es dürfte abgesehen von regelmäßig erneuerten Farbschichten in den nächsten Jahren wenig daran zu tun sein.
- Arbeiten am Rumpf: 2009 neuer Achtersteven aus Eiche, bei der Gelegenheit neuer Niro Ruderkoker, unteres Ruderlager erneuert. 2014 wurde das Unterwasserschiff freigelegt, gründlich angeguckt, ein morscher Abschnitt des Vorstevens aus Eiche gemeinsam mit einem professionellen, in Lübeck ansässigen Bootsbauer erneuert. Bei dieser Gelegenheit wurden Spunde gesetzt, einige Plankennähte geöffnet und in der originalen Machart mit Baumwollfäden und Leinölkitt neu abgedichtet.
- Der Mast ist original. Er erhielt 2022 vorsorglich neue Salinge aus Eiche mit dem gleichen Profil.
- 2015 wurde die Maschine mit neuem Motorlager, Überholung des Zylinderkopfs, neuer Lichtmaschine, neuem Regler, Kraftstoffpumpe und Kraftstoff-Filter überholt.
- 2011 wurde die Cockpitflächen erneuert.
3. Wie viel Arbeit geht jährlich ins Boot?
Es bleibt die abschließende Frage, wie groß der jährliche Aufwand ist, um Delight im jetzigen Zustand zu erhalten. „Für den handwerklich geschickten Eigner, der sich wie ich die Schleif- und Lackiertechnik im Laufe der Jahre selbst aneignet, ist der jährlich Aufwand angesichts der bis dato gemachten Arbeiten überschaubar“ fasst Becker zusammen. Er besteht aus:
- Dem jährlichen Anschleifen der Bordwand mit der Maschine und 320er-Körnung. Es folgt eine Lage 1-Komponenten-Klarlack International Schooner, angereichert mit etwas Mahagonibeize. Lackiert wird ab April/Mai bei 15 °C.
- Dem Anschleifen und Lackieren des Decks, des Aufbaues und des Sülls alle 2–3 Jahre. Der Farbaufbau des Decks besteht aus 7 Schichten Epifanes PP Klarlack Extra. Nachdem das Deck im Frühjahr 25 wie beschrieben saniert und lackiert wurde, steht diese Maßnahme voraussichtlich im Frühjahr 27 oder 28 an. Der Kajütaufbau und das Süll sind früher dran.
- Dem Nassschliff des Mastes, des Groß- und Spinnakerbaums alle paar Jahre mit Owatrol D1 und 400er-Körnung und Lackierung mit Epifanes PP Klarlack Extra.
Hinzu kommen die üblichen Arbeiten zur Bootspflege, Motorenwartung, zum Ein- und Auswintern, Antifouling malen. Delight ist all die Jahre immer ein Hallenschiff gewesen.
Bootsdaten
- Konstruktion: Olle Enderlein 1954
- Werft/Baujahr: Svahns Batbyggeri, Insel Torsö/Mariestad 1955
- Deck: 15 mm Oregon Pine Stabdeck zwischen 15 mm Mahagoni (Leibungen und Mittelfisch) auf 18 mm Gabun Sperrholz
- Bauweise: Spanten und Steven aus Eiche, Planken aus 23 mm Khaya Mahagoni
- Kajütaufbau: Honduras Mahagoni
- Rigg: Original Mast aus Spruce, Groß- und Spinnakerbaum aus Oregon Pine
- Länge: 11,48 m
- Wasserlinie: 8 m
- Breite: 2,57 m
- Tiefgang: 1,70 m
- Am Wind Besegelung: 44,24 m2
- Großsegel: 25,3 m2
- Fock: 21,7 m2
- Genuas: 35,6 – 37 m2
- Starkwindfock: 13,8 m2
- Sturmfock: 4,5 m2
- Spinnaker: 86 m2
- Verdrängung geplant: 5,4 t
- Verdrängung real: 5,8 t
- Ballast (Blei): 2,5 t
- Motor: Ruggerini MM 150, 15 PS, Zweikreis-Kühlung

Aktuelle Besegelung
- Großsegel: 29,5 m2 Hydranet
- Genua I: 38,5 m2 Mylar Radialschnitt
- Genua II: 28,5 m2 DC 55 Radialschnitt
- Kreuzfock: 16,2 m2 Hydra Net Cross Cut
- Spinnaker: 105 m2 Triradial geschnitten

Delight ist bis Mitte Oktober am Liegeplatz in Bad Schwartau bei Lübeck im Wasser zu besichtigen, danach in der Halle des Winterlagers und für 55.000 € inkl. MwSt. zu kaufen. Senden Sie bei Interesse eine Email. Foto oben von Uwe Becker: Delight segelklar am Liegeplatz Teerhofinsel. 21. Juli 25 veröffentlicht, 26. Oktober 25 aktualisiert. Abonnieren Sie den → kostenlosen Newsletter und Sie verpassen keine neuen Artikel.
