Oui Fling in Jade Mist Green

Die Spirit 52 D erinnert daran, dass Segelboote zum Angucken und Segelvergnügen da sind. Normalerweise baut die englische Werft Spirit Yachts Boote mit Kajütaufbau, also mit Zugeständnissen an menschliche Bedürfnisse. Bei dieser Sonderanfertigung waren Stehhöhe und weitere, natürlich auch wichtige Gesichtspunkte nachrangig.

D für destilliertes Segelvergnügen

Oui Fling ist in sogenanntem Jade Mist Green unterwegs, dem Mittelgrün von Sir Thomas Liptons letzter J-Class namens Shamrock V von 1930. Engländer nennen es schlicht Jade Green. Die Ergänzung Mist erinnert an die Herkunft des Oui Fling Eigners aus dem nebligen Schottland. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass das D der Typbezeichnung Sprit 52D nicht für Daysailer, sondern destilliert, steht.

Blick vom Niedergang ins leere Boot © Mike Bowden/Spirit Yachts

Leer und leicht

Oui Fling ist an Deck schön übersichtlich. Statt des üblichen Kajütaufbaues gibt es eine Schiebelukgarage. Und wie der Blick vom Niedergang verrät, ist sie auch unter Deck leer. Das verblüfft heutzutage, wo Boote mit allem Möglichen vollgestopft werden. Und doch sollte es so sein, wenn das Boot agil segeln und für unvergessliche Stunden leicht durchs Wasser gehen soll. Für jene kostbaren Momente, wo jeder an Bord still wird und das Segelfestspiel genießt. Hier finden Sie mehr zur gewichtssparenden Bauweise. Oui Fling zeigt, dass es mit vertretbarem Aufwand zu erreichen ist, wenn man sich für ein Segelboot entscheidet.

Oui Fling Salon mit mittig montierter Kielfinne © Mike Bowden/Spirit Yachts

Der Eigner, der sich Oui Fling vor einigen Jahren bereits bauen ließ, bezeichnet sie als evening racer. Ein Boot für die Abendstunden vor der Haustür also, vielleicht auch das kleine Bojenscharmützel am Wednesday. Er hat ein Haus in Lymington. Da sind die Wege an und von Bord kurz.

Das Bordleben

Wie die Fotos zeigen, ist das Boot schön eingerichtet, mit Mahagonispanten, längs laufenden Stringern aus dunklem Sapeli und funktionalen Teilen wie Rüsteisen oder dem Kielrahmen aus poliertem Edelstahl. Das macht sich vor den Planken aus heller Alaskazeder gut. Und es ließe sich durchaus auf den seitlichen Bänken übernachten. An Stauraum für das Nötigste wurde ebenso gedacht wie eine versteckt untergebrachte Bord-Toilette. Die Handtücher trocknen über den seitlichen Balken der Stringer. Stehhöhe gibt im offenen Niedergang. Es ist also an alles gedacht. Weitere Annehmlichkeiten bietet abends der nächste Pub und morgens das Klubhaus.

Sieben statt neun Tonnen

So geriet Oui Fling im Vergleich zu ihren Schwesterschiffen, den 52 Füßern mit Deckhaus, separaten Kajüten, zwei Doppelbetten und so weiter gut zwei Tonnen leichter. Wie die Kollegen von Yachting World bei einem Probeschlag erfuhren, geht es am Wind gut, natürlich etwas nasser als sonst zur Sache. Es ist doch ein Segelboot. Bemerkenswert ist, dass das Groß keine Reffmöglichkeiten bietet. Das ist im windreichen Solent, wo das Boot beheimatet ist, erstaunlich. Praktisch sind die backstagslose Handhabung und der Topspinnaker.

Zieldurchgang eines Wednesday Race vor Cowes © Chris Brown/Spirit Yachts

Der stattliche Ballastanteil von knapp 50 Prozent (bezogen auf das leere Boot), das günstig am Ende der langen Karbonkielflosse montierte Blei und die im Vergleich zum Schärenkreuzer deutlich größere Breite von 3,36 m machen das Boot steif. So deckt es mit der Standardbesegelung ein großes Windspektrum ab. Der Beitrag zu Swede 41 Classic beschäftigt sich mit dem Vorteil großen Ballastanteils und Segeltragevermögens. Man möchte segeln, es rauschen lassen, statt Reffs einbinden und ausschütten.

Der bewährte einfache Motor und der für heutige Verhältnisse kleine, für Hafenmanöver und seltene Windstille ausreichende Dieseltank bestätigen den seglerischen Zuschnitt des Bootes.

Werft/BaujahrSpirit Yachts/2017
KonstruktionSean McMillan
Länge über Alles15,65 m
Länge Wasserlinie10,90 m
Breite3,36 m
Breite Wasserlinie3 m
Tiefgang2,45 m
Verdrängung leer7 t
Verdrängung beladen7,7 t
Ballast (Kielbombe)3,25 t
Motor Yanmar 3YM30 AE29 PS
Transparenter Dieseltank aus Nylon50 l

Der Blick aufs Heck zeigt die eigenwillige Form des Spiegels. Sie ist neben der aufwendig formverleimten Bauweise der Kajütaufbauten ein Merkmal sämtlicher Spirit Yachten von Sean McMillans Reißbrett. Das Boot mit dem mittelgrünen Rumpf macht sich auch farblich gut im Solent. Und sollte sich die Sonne mal einen Augenblick länger zeigen, kommen die passenden Hemden in Jade Mist Green zur Geltung.

52 Füßer mit Schiebelukgarage statt Hutze © Chris Brown/Spirit Yachts

Der Eigner blickt auf eine Flotte interessanter Regattaboote und Segelspaßmaschinen von Nautor und Wally zurück, darunter manche Highland Fling. Fling bedeutet Sommerflirt, was angesichts Oui Fling passt, als bloße Affäre jedoch schade wäre. Denn dieses schöne Boot kann man lange anschauen, segeln und genießen.

Foto oben von Paul Wyeth/Spirit Yachts. Bestellen Sie hier den Newsletter und Sie verpassen keine weiteren Artikel.

Thema Gewicht, Leichtbau in Faserverbundtechnologie, Segeltragevermögen