Firefly Daysailer mit Stehhöhe
Beim flachbordig schönen Boot ist Stehhöhe ein großes Thema. Man kann versuchen, diesen Gesichtspunkt klein- oder wegzureden, was nicht wirklich klappt. Denn bücken ist blöd. Man kann sich im offenen Schiebeluk umziehen oder ein Boot mit Kajütaufbau segeln, das Kochen, Zähneputzen, WC-Besuch und Duschen zulässt. Die 35 m lange Firefly löst das Thema besser.
Alternative zur J-Class
Als Spezialist für Spirit of Tradition-Tourenboote und zur Optimierung und Neubau von J-Class Yachten ist der niederländische Yachtkonstrukteur André Hoek im Thema. So ist dieses Boot Ergebnis einer Studie, die fünfzehn Konzepte mit verschiedenen Längen, Breiten und Verdrängung, Segelflächen und Tiefgang miteinander verglich. Es entstand Firefly mit der Eleganz und Power der America’s Cupper. Flachbordig, mit apart gestreckter Bug- und Heckpartie. Bei einem Drittel der Verdrängung, angetrieben von zwei Dritteln der Besegelung einer J-Class und etwas kürzer. Mit einem U-spantig flachen Unterwasserschiff, T-Kiel, gestreckten Kiel und Ruderprofilen. Eine formelfreie Kreation im Kielwasser der legendären Cupper der Dreißigerjahre – realisiert mit den yachtbaulichen Möglichkeiten unserer Zeit.
Selten konsequente Holzklasse
Wie die Interieurfotos zeigen, gibt es auf 13 Metern begehbaren Lebensraum mit Naviecke, Pantry, einen Toiletten- und Waschraum, Kleiderspinde mit Stofftüren, dazu ein Dutzend Klappkojen im Vorschiff. Die Unterzüge des Decks blieben sichtbar, wie Drainagen und Kabel. Eine selten zu sehende Holzklasse. Derart netto segelten die America’s Cupper in den Dreißigerjahren vor Newport.
Tiefer Kiel und Wasserballast
Weil schlanke und leichte Boote bei Wind bald auf der Seite liegen, steckt etwa die Hälfte der Verdrängung im Blei des langen, T-förmigen Kiels in sage und schreibe 5 m Tiefe. Zusätzlich helfen 5 t Wasserballast unter der Luvkante. Angeblich wird das Wasser in zwei Minuten auf die Seite gepumpt. Die Technik dazu steckt im Motorraum unter der großen Plicht.
An Deck ist Firefly mit Fußleiste statt Reling und mit Western Red Cedar Bohlen belegt schön schlicht. Die Plicht erinnert an die Ergonomie moderner Regattaboote. Die Segeltragezahl von 6,2 ist beeindruckend und passt zum Mittelmeer mit leichter thermischer Brise.
Der 9/10tel getakelte Mast bietet reichlich Vorsegelfläche und verzeiht auch mal ein spät durchgesetztes Backstag beim Wenden. Das Achterstag unweit darüber sichert den Mast.
Wie das erste Foto zeigt, war Firefly zunächst silbermetallic lackiert unterwegs. Der Reiz dieses hinreißenden Bootes erschließt sich anhand der Bilder. Was sie leider nicht zeigen, ist der elegante, klassisch positiv geneigte Spiegel. Das ist in dieser Finesse selten zu sehen.
Konstrukteur | Hoek Design Naval Architects |
Rohbau | Bloemsma Aluminiumbouw, Makkum |
Fertigstellung/Inbetriebnahme | Claasen Werft/2011 |
Länge über Alles | 35,20 m |
Länge Konstruktionswasserlinie | 22,23 m |
Rumpfgeschwindigkeit | 11,5 kn |
Überhänge | 13 m, 36 % |
Bewohnbare Länge | 13 m, 36 % |
Breite | 5,58 m |
Tiefgang Festkiel | 5,20 m |
Tiefgang Hubkiel | 3 – 5,20 m |
Verdrängung | 62 t |
Ballast | 28 t |
Wasserballast | 5.000 l |
Am Wind Besegelung | 594 m2 |
Segeltragzahl | 6,2 |
Darf das Boot etwas länger sein, geht Stehhöhe ohne optisch störende Aufbauten bei ansehnlich niedrigem Freibord. Und es gibt wie bei den Rennyachten der Dreißigerjahre eine Schiebeluk Konsole für den Niedergang.
Foto oben und Interieur Fotos von Joep Niesink.
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