
S30 Yara
→ Article in English
Als Anfang der Siebzigerjahre mit dem beliebten S30 eine familienfreundliche Tourenversion des klassischen 30 m2 Schärenkreuzers entstand, ging es in erster Linie um ein pflegeleichtes und erschwingliches Boot. Einen zeitgemäßen Gebrauchsgegenstand aus Kunststoff mit wenig Holz an Deck also. An Deck waren allenfalls die Pinne, die Sitzbänke der Plicht und das Teakgräting im Fußraum aus Holz.
S30 mit Teakdeck und Mahagoniaufbau
Genau das Richtige also für die junge Familie, wo es andere Schwerpunkte als die Bootspflege gibt. Und als Serienerzeugnis war der S30 erschwinglich. Wie fast jedes moderne Kunststoffboot entstand das Boot aus drei Schalen: dem Rumpf, einer Innenschale zur Aussteifung des Rumpfes und zur Aufnahme wesentlicher Einbauten und drittens dem Deck. Das Deck wurde auf den Rand, den sogenannten Schandeckel der Rumpfschale, gelegt und unter der umlaufenden Alufußleiste mit unzähligen Schrauben verbunden. Der Vorläufer, die Entwicklung, die Bauweise des S30, die zweite Version und die Flotte sind in diesem Portal detailliert beschrieben, siehe Links am Ende dieses Artikels.
Mehr als dreihundert Boote binnen weniger Jahre sprechen für den sogenannten Tourendreißiger, wie er im Unterschied zum klassischen Renndreißiger genannt wird. Er wird in Skandinavien, England, Holland, Deutschland, der Schweiz, den USA, sogar in der Karibik, Südafrika und in Australien gesegelt. Ein nahezu unverwüstliches Boot, mit dem Generationen von Seglern seit fünf Jahrzehnten Freude haben und das heute gebraucht erschwinglich ist. Ein tolles Boot für junge und jung gebliebene Segler, denen eine hübsche Linie, reizvolle Segeleigenschaften bei gewissem Komfort viel bedeutet.
Wie der S30 veredelt wurde
Nun gibt es Segler, denen all das Gelcoat und eloxiertes Aluminium zu steril ist. Deshalb wird der S30 von Liebhabern in der halben Welt schon länger veredelt. Mancher Eigner hat sein Boot für ein gründliches Refit in eine Werft gegeben. Es wurde lackiert und mit einem schmückenden Teakdeck verschönert. Die sehenswerte Chichester und auch Kauri sind Beispiele. Auch in den USA wurde es schon bei einem S30 gemacht.
S30 mit stufenlosem Aufbau

Auch ist der stufige, im Niedergangsbereich angehobene Kajütaufbau, ein Merkmal der Fahrtenboote von Knud Reimers, nicht jedermanns Sache. So gibt es S30, die von Anfang an anders, mit einem stufenlosen Mahagoni-Aufbau und Teakdeck entstanden. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Reimers diese Variante bereits 1973 gezeichnet hat, also schon im zweiten Jahr der Serienfertigung des S30. Der Nachteil dieser Ausführung sind niedrigere Kajüthöhen. Im Salon sind es dem Eigner zufolge ≈ 1,50 m, im Vorschiff und der Achterkajüte etwa 1,10–1,30 m.
Ein Exemplar davon, und meines Wissens das schönste, ist Yara ex. Camelot ex My Dream. Es entstand 1977 aus einem Rumpf der Fisksätra Werft und wurde vermutlich von der Bootswerft Beck anders ausgebaut. Es segelte lange am Untersee und gelangte 2020 von Radolfzell zum Konstanzer Segler Verein Staad. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass es den Bauvorschriften der schwedischen S30-Klassenvereinigung entspricht. Der üblichen Versuchung, das J-Maß zum Bug hin zu verlängern und damit die Vorsegelfläche deutlich zu vergrößern, wurde hier also nicht nachgegeben.
Nun war das Teakdeck nach mehreren Jahrzehnten so weit abgenutzt, dass sich die Pfropfen gelockert hatten und die Schraubenköpfe zunehmend hervortraten. So wurden 2024 vom jetzigen Eignerehepaar in Eigenarbeit sämtliche Schrauben herausgedreht, die Bohrungen vertieft und alles neu montiert und verdübelt. Der Eigner berichtet von 1.400 Schrauben.
Das Boot wiegt infolge des Mahagniaufbaues, des Teakdeck und weiterer Änderungen schätzungsweise 1/2 t mehr. 2009/10 wurden vom vorigen Eigner folgende Arbeiten ausgeführt:
- weiß lackierter Alumast (von Speedwave gemacht)
- stehendes Gut und Vorsegel-Rollanlage (unter Deck Ausführung) von Bartels
- neue Andersen-Winschen
- neuer Nanni-Motor
- neue Segel von Elvström
Besegelung im Einzelnen
- Genua 1: 34,5 m²
- Genua 2: 27,3 m²
- Fock: 16 m²
- Großsegel: 22,6 m² in Saison 25 durch 22,2 m² Segel ersetzt
- Gennaker: 78,3 m²
Mit der kastanienbraunen Deckskante, den Flanken der Kajütaufbauten und dem Süll erscheint Yara wie eine edle Sonderanfertigung, was sie in vieler Hinsicht ist. Der Preis dieser Anmutung ist, dass die UV-empfindliche Lackierung die Woche über möglichst komplett von einer Über-Alles-Persenning zu schützen ist. Das glänzend lackierte Mahagoni wird gelegentlich angeschliffen und eine neue Lage Bootslack aufgetragen. Das sollte bei ungeschütztem Holz jährlich gemacht werden. Wird das Boot abgedeckt, strecken sich die Intervalle zum Anschleifen und Lackieren auf 2–3 Jahre.
Es gibt am Bodensee drei weitere S30 in ähnlicher Ausführung. Die „Fellini II“ (Liegeplatz Romanshorn), ein Boot bei der Michelsen Werft (Friedrichshafen) und eines mit Liegeplatz Bodman.
Wie die Swede 55 Upgrades von As und Quintus zeigen, wurde das mit der größeren Schwester des S30 auch gemacht.
Dank an den Yara-Eigner Claudio de Moraes für die Informationen und die Bilder. Foto oben von Nathanael Pfanner. 14. Januar 25 veröffentlicht, 13. November 25 aktualisiert. Abonnieren Sie den → kostenlosen Newsletter und Sie verpassen keine neuen Artikel.
Mehr zum S30 und Swede 41
Die Geschichte der Fisksätra Werft
Swede 41 Classic Sleipnir
Bootsregister S30 Touren Schärenkreuzer
S30 Touren Schärenkreuzer erste Version
S30 Touren Schärenkreuzer zweite Version
Verkauft: S30 Chichester
Verkauft: S30 Kauri
→ S30 Vorläufer Udell 22, → S30 erste Version, → S30 Chichester, → S30 Kauri, → S30 zweite Version, → S30 Bootsregister, → Swede 41, → Swede 41 Classic, → S30 Konstrukteur Knud Reimers, → sämtliche Artikel zum Touren Schärenkreuzer
