Swede 55 Bauweise

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Swede 55 entstand als Glasfaser-Serienboot bei der Fisksätra Werft im ostschwedischen Västervik. Wie in den Siebzigerjahren üblich, wurde das Boot mit überdimensionierten Wandstärken bemerkenswert robust gebaut. Die schlanke Form mit entsprechender Beanspruchung im Seegang durch Verwindung des Rumpfes braucht Festigkeitsreserven.

Swede 55 in aufwendiger Vierschalenbauweise

Das Boot besteht aus vier Schalen: dem Rumpf, der Rumpfinnenschale, drittens dem Deck mit Kajütaufbau und Plicht sowie viertens der Innenschale für die Unterseite des Decks und die Innenwand des Kajütaufbaues. Der Vorteil der Bauweise ist, dass Swede 55 einen ansehnlichen wie pflegeleichten Kajütausbau hat und ein haltbares Boot wurde. Der Nachteil ist, dass es schwerer geriet, als von Konstrukteur Knud Reimers geplant.

Knud Reimers’ Laminierplan mit spezifizierten Rovings, August 1975 – CC BY-SA 4.0, Sjöhistoriska museet

Rumpf: Massivlaminat, in beanspruchten Bereichen wie der Kielaufhängung mit gewebten Gelegen, sogenannten Rovings. Wandstärken im Kielbereich etwa 20 mm bis etwa 8 mm im achteren Überhang.

Bodengruppe mit Wrangen, Kielaufhängung und Ruderanlage, Tank- und Motorfundamenten. Knud Reimers, Januar 1976 – CC BY-SA 4.0, Sjöhistoriska museet

Robuste Bauweise von Swede 55

Aussteifung des Rumpfes mit jeweils drei, vom Bug zum Heck laufenden, einlaminierten Balken, sogenannten Stringern. Sie sind etwa 14 m lang.

Aussteifung des Rumpfes mit jeweils Stringern. Knud Reimers September 1975 – CC BY-SA 4.0, Sjöhistoriska museet

Die Stringer haben ein trapezförmiges Profil. Sie sind etwa 4 cm hoch, an der Bordwand circa 16 cm, im Schiff etwa 8 cm breit. Darunter ein sogenannter Belüftungsstringer mit Drainagen, er ist Teil der Innenschale. Der folgende Zeichnungsausschnitt zeigt die Position der Stringer an Spant 15 links und am rechts abgebildeten Mastschott.

Anordnung der Stringer, Laminierplan der Stringer, Knud Reimers September 1975 – CC BY-SA 4.0, Ausschnitt Sjöhistoriska museet

Der Rumpf ist mit zahlreichen Trennwänden, sogenannten Schotten aus Bootsbausperrholz, versteift. Es gibt neun Schotten mit tragender Funktion und weitere für das Interieur.

Schotten von Swede 55, teilweise mit Aussparungen für die Stringer. Knud Reimers, Juni 1975 – CC BY-SA 4.0, Sjöhistoriska museet

Innenschale: Der Rumpf ist mit Innenschalen über eine Länge von circa 13 m vom Ankerkasten bis zur Achterpiek versteift. Im Bug mit dem Ankerkastenboden und Sockel für die vordere Schottwand. Dahinter die Aufnahme des 165 l Frischwassertanks, die Liegefläche und der Fußraum im Vorschiff. Sanitärraum mit Enrwässerung für die Dusche, mit Sockel des Mastschotts und der Maststütze. Unterbau der Salonsitzbänke, ansehnlicher Fußraum, Sockel der Pantry und Navigationsecke. Zweite Innenschale in der Achterkajüte (Liegeflächen), Aufnahme des 74 Liter Dieseltanks und des Bodens der Achterpiek, zugleich Versteifung des achteren Überhangs mit integrierter Belüftung.

Deck und Kajütaufbau: Eine Schale einschließlich Süll, Plicht und Aufbau der Achterkajüte. Das Deck ist mit 19 mm Balsahirnholz, sprich querstehender Maserung, verstärkt. Die Winschpodeste neben dem Süll, die Konsolen neben dem Niedergang zur Aufnahme der Fallklemmen und das Laminat neben dem Mastfuß sind mit einlaminierten 8-mm-Aluminiumblechen verstärkt. Dies erschwert den Ausbau von Beschlägen nach Jahrzehnten infolge Elektrolyse, soweit die Edelstahlschrauben in geschnittenen Gewinden im Aluminium sitzen.

Innenschale Deck und Kajütaufbauten: Aus 4 mm Gelcoat beschichteter Glasfaser. Unter den horizontalen Decksflächen mit dem Balsakern verbunden, an den senkrechten Flächen teils mit PVC-Schaum gestützt oder direkt mit dem Laminat verbunden.

Moderne Kiel- und Ruderkonstruktion

Kiel und Kielaufhängung: 3,43 t Flossenkiel aus Blei, mit der Bilge verschraubt. Acht nebeneinander ins Blei eingegossene 24-mm-Bolzen mit 36er Muttern. Vorn und hinten jeweils ein einzelner Kielbolzen. Insgesamt zehn Stück. Die Muttern wurden bei Gamle Swede vorsorglich mit größeren Niroblechen zur flächigen Verteilung der Kräfte unterlegt.

Die Kielflosse mit schräg untergebolztem Blei, Knud Reimers 3. Juni 1975
Die Kielflosse mit schräg untergebolztem Blei, Knud Reimers 3. Juni 1975 – CC BY-SA 4.0, Sjöhistoriska museet

Ruder: separates Vollschweberuder, vorbalanciert. Gesamtlänge mit Welle 233,5 cm. Gewicht ursprünglich 70 kg, Ruderwelle aus 70 mm Edelstahl, Führung der Ruderwelle in Bundbuchsen aus selbstschmierendem Kunststoff namens POM/Delrin. Einzelheiten zum Swede 55 Ruder in folgenden Artikeln.

→ Ruder Überholung, → Ruder Profil, → Ruderlager

Konstruktion des Swede 55 Ruderblatts und der Ruderwelle, Knud Reimers, August 1975
Konstruktion des Ruderblatts und der Ruderwelle, Knud Reimers, August 1975 – CC BY-SA 4.0, Sjöhistoriska museet

Beschläge wie die Decksumlenker beim Mast, sämtliche Winschen, Fallen- und Schotklemmen, ebenso die umlaufende Alufußleiste sind werftseitig mit zölligen Schrauben montiert.

Dieser Artikel basiert auf der Swede 55-Baubeschreibung Nr. 327/79 der Fisksätra-Werft, den gezeigten Zeichnungen von Knud Reimers und eigenen Maßen vom letzten Fisksätra-Werftbau Gamle Swede Baujahr 1979.

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Foto oben von Swedesail: Swede 55 Gamle Swede bei viel Wind vor Fehmarn. 18. September 25 veröffentlicht, 26. Oktober 25 aktualisiert. Abonnieren Sie den → Newsletter und Sie verpassen keine neuen Artikel.

→ Geschichte der Fisksätra Werft, → Swede 55 Einleitung, → Swede 55 Daten, → Swede 55 Konstrukteur Knud Reimers, → Swede 55 Design, → Swede 55 Kajüten, → Swede 55 Register, → Swede 55 Nachfolger, → Swede 55 Neubau, → Swede 55 Blog