
Swede 55 Nachfolger
Die Erlebnisse mit Swede 55 auf der Ostsee, im Mittelmeer, Atlantik und Pazifik inspirierten Segler, Konstrukteure und Bootsbauer zu Änderungen, Neubauten und auch Variationen. Zunächst lief das Boot etwas breiter und schwerer in Tunesien vom Stapel. Es wurde aus Holz in Amerika gebaut, wenig später mit einem deutlich größeren Rigg in Schweden aufgetakelt. Dann wurde das Konzept im Stil des amerikanischen Spirit of Tradition neu interpretiert. Schließlich initiierte Swede 55 ein schlankes 19 m Segelkanu in Seattle. In den vergangenen Jahren kam es in Stockholm zu sehenswerten 21 und 17 Meter langen Entwürfen.
Eine Übersicht zu bislang acht Swede 55 Nachfolgern
Hier finden Sie eine Übersicht aller Swede 55-Nachfolger, die in der halben Welt gezeichnet und überwiegend auch gebaut wurden. Ein Hinweis noch zu den Typbezeichnungen: Dem skandinavischen Brauch folgend bezogen sich die Zahlen wie bei Swede 55 und Swede 75 zunächst auf die nominelle (vermessene) Segelfläche in Quadratmetern, später dann auf die Gesamtlänge des Bootes in Fuß, wie es international üblich ist.
1985: Super Swede 53

Der Erfolg des kalifornischen Swede 55-Seglers Jim Walton mit Temptress bei der San Francisco-Hawaii Regatta des Jahres 1982 führte zu diesem Peter Norlin Entwurf. Die 53 steht bei diesem Modell für die Länge in Fuß. Einzelheiten zu diesem Boot finden Sie in diesem Artikel.
1989: Swede 75

Der vergrößerten Am-Wind-Segelfläche verdankt dieser Swede 55-Nachfolger die Bezeichnung 75. Es handelt sich um eine leichter gebaute Swede 55 MK II mit mehr Tuch und mehr Ballast. Das ermöglicht ein 62 qm Großsegel und eine 43 qm Fock. Der 22 m Mast ist etwa 4 m länger als das Swede 55-Rigg.

Der Mast wird mit Back- und Checkstagen getrimmt. Zwei Boote wurden 1989/90 fertig. Eines davon hieß Universal Hartbeat und wurde vom River Hamble bei Southampton unter anderem nach Schottland und ins Mittelmeer gesegelt. Teilnahme am Three Peaks Race und der Nioulargue in Saint-Tropez. Das Boot gelangte später via Deutschland nach Schweden. 1995 verkaufte ich das andere Exemplar von Schweden nach Deutschland. Abgesehen vom Kiel und den Innenschalen wurde es in den gleichen Formen wie Swede 55 laminiert und eine Weile als Swede 52 angeboten. Insgesamt bliebe es bei zwei Booten dieses Typs.
| Länge über alles | 16 m |
| Breite | 2,97 m |
| Tiefgang | 2,22 m |
| Verdrängung circa | 8,2 t |
| Ballast | 4,1 t |
| Ballastanteil | 50 % |
| Am Wind Segelfläche | 105 qm |
| Großsegel | 62 qm |
| Fock | 43 qm |
| Längen-Breitenverhältnis | 5,3 |
| Segeltragzahl | 5 |
1990: Swede 55 Replik Vortex aus Holz


Swede 55 ist das einzige Kunststoff-Serienboot, von dem eine Replik aus Holz entstand. Inspiriert von der Swede 55 US 11 namens Corsair nahm Steve White von der Brooklin Boat Yard in Maine Kontakt mit Reimers für einen formverleimten Neubau auf.
Das dank der Holzbauweise bei Rumpf und Deck gesparte Gewicht erlaubte 295 kg mehr Ballast. So wurde Vortex mit 3.719 kg Blei und einem zehn Zentimeter tieferen Kiel zu Wasser gelassen. Zu den Änderungen gehört die angehobene Fußleiste/Schanz, ein gerader statt stufiger Kajütaufbau und eine schlichtere Einrichtung. Vortex segelte bis in die Karibik und ist regelmäßig bei lokalen Wettfahrten wie der Eggemoggin Reach Regatta unterwegs. 12,50 m Wasserlinie, Verdrängung 8,165 kg. Mehr zu Vortex hier.
1994: Joel White Design # 50

Diesen 62-Füßer zeichnete Joel White, der Gründer der Brooklin Boat Yard und Vater von Steve White, dem Erbauer der Swede 55 Replik Vortex. Mit seiner schlanken Linie und gestreckten Überhängen und dem stufigen Kajütaufbau ist der Joel White Entwurf # 50 erkennbar von Knud Reimers und seiner Swede 55 inspiriert. Der Auftraggeber des Entwurfs hatte eine Weile auch einen klassischen 30er Schärenkreuzer gesegelt.
Unter Deck war der Entwurf für zwei Ehepaare zum Tourensegeln mit zwei Doppelkojen vorgesehen, einem großen Sofa und großer Plicht mit angehobenem Steuerstand – passend zum schlanken Rumpf, ohne große Einschränkung beim Bordleben und reichlich Stauraum.
Das funktional einfach gehaltene Konzept des Entwurfs wurde von Joel White als Schlüssel für angenehmes Bordleben und Segelspaß gesehen. Zum Segeln mit kleiner Crew gedacht, waren eine Selbstwendefock, kein Spinnakerbaum und ein Rollbaum für das Groß vorgesehen. Das Boot wurde bislang nicht gebaut. Der Auftraggeber der Konstruktion entschied sich stattdessen später für den Doppelender Francis Lee.
| Länge über alles | 18,95 m |
| Wasserlinie | 14 m |
| Breite | 3,55 m |
| Tiefgang | 2,43 m |
| geplante Verdrängung | 12 t |
| Segelfläche am Wind | 111 qm |
| Längen-Breitenverhältnis | 5,3 |
| Segeltragzahl | 4,6 |
2005: 23 m Slup Goshawk

Goshawk entstand als Gemeinschaftswerk der Werften Brooklin Boat Yard und Rockport Marine in Maine nach Plänen eines traditionell inspirierten und dennoch zeitgemäßen Entwurfs des Konstruktionsbüros Stephens/Waring. Im Interesse einer leichten und zugleich preiswerten Bauweise wurde das Boot aus Holz, Schaum und Karbon gebaut. Die beachtliche Segeltragzahl ist der moderner Regattaboote vergleichbar.
Bei aller Begeisterung für die eleganten Proportionen von Goshawk stellt sich wie bei anderen, von Swede 55 inspirierten und deutlich größeren Booten die Frage, wie die beachtliche Segelfläche von kleiner Crew, etwa einem Ehepaar, noch handhabbar ist.
| Länge über Alles | 23,24 m |
| Wasserlinie | 16,30 m |
| Breite | 4,42 m |
| Tiefgang | 3,27 m |
| Verdrängung | 19,5 t |
| Ballast | 7,7 t |
| Segelfläche am Wind | 186 qm |
| Längen- Breitenverhältnis | 5,3 |
| Segeltragzahl | 5,07 |
2008: Swede 68 – Håkan Södergren Entwurf # 268

Dieser 20,60 m Renner wurde von Håkan Södergren als größere Schwester von Swede 55 nach dem Motto entworfen: das gleiche Boot noch einmal, nur größer. Swede 68 ist 4 m länger, 80 cm breiter und hat mehr Freibord als Swede 55. Das böte deutlich mehr Platz unter Deck. Einzelheiten zu diesem bisher nicht verwirklichten Entwurf finden Sie im → Swede 68 Artikel.
2014: Francis Lee – Bob Perry 62 Fuß Doppelender


Der Doppelender ist ein Kuriosum angelsächsischer Yachtkonstruktion und gelegentlich bei Regattabooten wie Schärenkreuzern oder Meterklassen zu sehen. In den Dreißigerjahren gaben Uffa Fox und Francis Lewis Herreshoff ihren 22er und 30er Schärenkreuzern diese Form. Am bekanntesten ist der Achter Angelita, der 1932 bei den Olympischen Spiele vor Los Angeles Gold segelte.
Obwohl das spitz endende Heck seit den Wikingerbooten und dem Colin Archer Lotsen- und Rettungsboot des 19. Jahrhunderts bekannt ist, ist es aus heutiger Sicht eine Schrulle. Der Vorteil dieses Achterschiffs ist, dass es im Sturm die vor achtern kommenden Wogen wie ein Bug teilt. Der Nachteil ist sein geringes Volumen gerade dort, wo es zugunsten guter Raumschots-Geschwindigkeit gebraucht wird. Auch hält es den sogenannten prismatischen Koeffizienten niedrig und damit die Fähigkeit eines Bootes, seine Rumpfgeschwindigkeit zu erreichen.

Als Liebhaber dieser Form zeichnete der erfahrene Yachtkonstrukteur Robert H. Perry diesen Daysailer für den Puget Sound bei Seattle als Doppelender. Steile Vor- und Achtersteven anstelle langer Schärenkreuzer-üblicher Überhänge streckten die Wasserlinie auf 16,70 m. Zugleich brachte Perry zugunsten eines besseren prismatischen Koeffizienten so viel Volumen wie möglich im Achterschiff unter. Eigner Kim Bottles aus Blakely Harbour/WA hatte früher mal eine Swede 55 und später einen klassischen 30er Schärenkreuzer gesegelt und setzt mit diesem Boot seine Vorliebe für puren Segelspaß fort. Gemeinsam mit Perry entwickelte er dieses mit dem Nötigsten als Daysailer ausgestattete, einhandtaugliche 19 m Segelkanu. Die Länge ergab sich aus dem Wunsch nach 10 kn Rumpfgeschwindigkeit und der maximalen Größe, die dem Eigner und Perry so eben noch einhandtauglich erschien. Konstrukteur und Eigner hoffen auf weitere Exemplare des Bootstyps, den sie Perry Sliver Class Daysailer nennen.

Bemerkenswert bei diesem Boot ist auch, dass es beim Entwurf und Bau ziemlich netto ein Daysailer blieb. Nichts wurde hinzugefügt. Der Eigner musste vom Konstrukteur sogar überredet werden, zumindest ein paar Annehmlichkeiten einzubauen. Wie die meisten Konstrukteure und Bootsbauer aus leidvoller Erfahrung wissen, wird das ursprüngliche Konzept eines puristischen, einfachen und funktionalen Bootes meist mit „Ja-Aber“ Kompromissen zerstört.
Mehr als 60 Prozent der Länge blieb unter Deck leer. Vor dem Niedergang bietet Francis Lee 7 eine 7 m lange Kajüte zum Kochen, einen Salon mit zwei Sofas, ein WC und zwei Kojen weiter vorn. Unter dem Kajütaufbau gibt es 1,91 m Stehhöhe.


Der Leistenbau aus Western Red ist beidseitig mit E-Glass und Epoxidharz laminiert. Deck, Kajütaufbau, Cockpit und die Aussteifungen des Rumpfes entstanden aus Verbundwerkstoffen mit Schaum.
Für die Takelage wurde mit dem Mast einer Farr 40 eine clevere Lösung gefunden. Der Kiel besteht aus einer Epoxid beschichteten Stahlfinne, an deren Ende in 3 m Tiefe mit maximalem Hebelarm der Ballast angebracht ist. Bemerkenswert ist der flache U-spantige Rumpf, der auf der vorgesehenen Konstruktionswasserlinie schwimmt und nicht tiefer, wie es leider üblich ist. Francis Lee ist in vieler Hinsicht eine interessante Weiterentwicklung des schlanken Leichtdeplacement-Bootes. Obwohl deutlich länger, verdrängt Francis Lee so viel wie Swede 55. Interessanter noch ist die Tatsache, dass die respektable Segeltragzahl und damit das Segelvermögen bei leichtem Wind mit einer handlichen Segelfläche erreicht wurde. Ein in mehrerer Hinsicht ausgereiftes Boot.
| Länge über Alles | 18,90 m |
| Wasserlinie | 16,70 m |
| Breite | 3 m |
| Freibord mittschiffs | 1,14 m |
| Tiefgang | 3,05 m |
| Verdrängung | 8,6 t |
| Kielflosse | 771 kg |
| Ballast (Blei) | 3,4 t |
| Ballastanteil | 48,5 % |
| Segelfläche am Wind | 103 qm |
| Motor/Getriebe | 39 HP/29 kW Yanmar mit Saildrive |
| Längen-Breitenverhältnis | 6,3 |
| Segeltragzahl | 5 |
| Rumpfgeschwindigkeit | 10 kn |

2019: Swede 57 – Håkan Södergren Entwurf # 277 (Projekt)

Dem Konzept von Swede 68 folgend entwickelte Södergren einen 57-Füßer mit großer Segelfläche im Verhältnis zur geplanten Verdrängung. Der Entwurf soll die Lücke vom eleganten S 30-Nachfolger Swede 41 zur bislang bisher nicht gebauten Swede 68 füllen. Die Steifigkeit zum Tragen der stattlichen Besegelung könnte der tief angeordnete Ballast in Verbindung mit mehr Breite (Formstabilität) erzeugen. Gebaut werden soll das Projekt von der Rosättra Werft, die 2018 eine ansehnliche Swede 41 mit Teakdeck und Mahagoniaufbau abgeliefert hat.
| Länge über Alles | 17,25 m |
| Wasserlinie | 13,20 m |
| Breite | 3,85 m |
| Tiefgang (zwei Versionen) | 2,20 oder 3 m |
| Verdrängung (geplant)* | 10 t |
| Ballast | 4,2 t |
| Segelfläche | 150 qm |
| Längen-/Breitenverhältnis | 4,48 |
| Ballastanteil* | 42 % |
| Segeltragzahl* | 5,7 |
| Groß | 90 qm |
| Fock | 60 qm |
Vier Bemerkungen zu den größeren Swede 55 Nachfolgern:
- Länge und Tiefgang schränken in der Ostsee ein
- Segelflächen dieser Größe lassen sich nicht mehr zu zweit handhaben. Die 44 qm Groß und 30 qm Fock von Swede 55 gehen gerade noch. Rollanlagen (im Baum und ums Vorstag) sind teuer, schwer, wartungsintensiv und verschleißträchtig
- ein großes Boot erschwert die übliche Nutzung. Man legt damit nicht spontan nachmittags zu einem Schlag ab.
- mit zunehmender Breite und Ausstattung wird das Konzept unbeschwerten Segelns aufgegeben. Der jollenartige Segelspaß ist weg.
Foto oben von Boomer Depp. Das 19 m Segelkanu Francis Lee in Puget Sound/Seattle. Fortsetzung folgt: möglicherweise mit diesem Swede 55 Neubau. 30.Juni 2024 veröffentlicht, 26. Oktober 25 aktualisiert. Abonnieren Sie den → Newsletter und Sie verpassen keine neuen Artikel.
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